Spotlights
Seismic

Das ist nicht nur musikalisch schlüssig, sondern auch sinnbildlich: Der Albumtitel deutet an, was Mario Quintero (Gitarre, Synthesizer und Gesang) mit einem sonderbaren Sinn für Schönheit erklärt, der mit Zerstörung einhergehe. Das zweite Album, das er erneut gemeinsam mit seiner Frau Sarah Quintero (Bass, Gitarre und Gesang) schrieb, sei eine Reaktion auf die aktuelle Lage der Menschheit, die unausweichlichen Konsequenzen entgegenblicke. Wie das aussehen kann, vertont der Song “Seismic”: Er pendelt sich mit meditativen, warmen Synthesizer-Klängen ein, bis er nach 90 Sekunden von Blastbeats und dreckigen Gitarrenriffs in eine andere Richtung gedrängt wird, in der sich der Song weiter entfaltet. Eine schneidende Gitarre steuert auf den nächsten Umbruch zu, der tonnenschwere Riffs und hallenden Gesang nach sich zieht. Nach knapp sechs Minuten hat der Song seine kleine Machtdemonstration in Sachen Sludge-Post-Metal und Shoegaze beeindruckend beendet. Weil das Duo schon im Mai 2016 auf ihrem Debütalbum “Tidals” ähnlich überzeugte, landete es bei Mike Pattons Label Ipecac und machte weitere bekannte Namen auf sich aufmerksam: Die Deftones und Melvins auf der Bühne und Aaron Harris von Isis und Palms im Studio. Harris nahm mit ihnen die elf neuen Songs auf und spielt in “What Is This? Where Are We?” Schlagzeug. Ein packender Song, der von einem nimmermüden Riff angetrieben wird und in der Mitte ein ausuferndes Gitarrensolo bietet. “Seismic” bringt von verträumtem Shoegaze bis zu Sludge-Geschrei eben einiges unter einen Hut und verliert dabei selten seinen Fokus.