Spring Leads You Home Tonight
Letters Of The Lost
Text: Britta Helm
Das liegt, soviel Fairness darf sein, zum großen Teil daran, dass Spring Leads You Home Tonight nun mal kein Kirchenstudio in der Wildnis hatten, um ihr Debütalbum aufzunehmen, kein dickes Gerät und keinen dicken Produzenten. Für den Abschlusssong “One More” durften sie immerhin in die Hauptkirche St. Trinitatis Altona, er klingt ein wenig wie Papas keltische Choraufnahmen. “Letters Of The Lost” ist ein Album, das man sehr laut aufdrehen muss, um es zu hören, und von dem man sich dann doch wieder zwei Sitzkissen entfernt niederlässt, damit es ein bisschen verschwimmt. Dann ist es schön. Wirklich. “Footprints” beginnt als schmerzhaft ruhiges Damien-Rice-Stück, bevor der einhändig gespielte Alleinunterhalter-Synthie es kidnappt und den Geigen vorwirft. Die übrigen Songs sind weniger überraschend, mal sehr entspannt, mal eine Spur fröhlicher, gar nicht mal überladen mit den ganzen Instrumenten, von denen kaum je mehr als drei auf einmal auffallen, es klingt nicht nach acht Leuten. Am schönsten sind die leidenschaftlich zarten Indiepop-Momente, in denen nur eine Geige oder Bratsche und ein Mensch singen, während Gitarren, Bass und Percussion den Hintergrund füllen. Dann ist es auch nicht mehr so schlimm, dass sie manchmal ganz schön schief hängen, das Englisch hart holpert und sich zwischen die feinen Gefühle doch immer wieder der grobe Charme praktischer Straßenmusik schleicht. Noch ist “Letters Of The Lost” kein Album, das man vor Besuch auflegen würde. Aber von Spring Leads You Home Tonight erzählen kann man trotzdem schon mal.