Den wenigstens Menschen dürfte es im Laufe ihres Lebens beschieden sein, aus einem Helikopter auf einen ausbrechenden Vulkan hinabsehen zu können. Ohne genau zu wissen, ob Spurv diese Stellvertreterperspektive bewusst eingenommen haben, sollte man mit ihrer zweiten Platte diesem Gefühl ein bisschen näher kommen. Unkontrolliert und vertrackt preschen sie mit dem Opener “Og Ny Skog Bæres Freml” in eine rätselhafte Rauchwolke, die an allen Flanken Gesteinsbrocken ausspuckt. So sperrig wird es anschließend nicht wieder. Stücke wie “Allting Får Sin Ende”, “Også Natten” oder “Fra Dypet Under Stenen”, die man sich schon auch ohne Norwegisch-Kenntnisse beinahe selbst übersetzen kann, stellen wuchtigen Post-Rock ins Zentrum und streifen immer wieder Drone und Black Metal, mit dem feinen Unterschied, dass zu keiner Zeit irgendwer die zerstörerische Idylle mit seinem Keifen stört. Rein instrumental klingt das dennoch brachialer und zugleich harmonischer als auf dem Debüt “Skarntyde” und steht im krassen Gegensatz zum Bandnamen, der so viel bedeutet wie Spatz. Unterstützt wurden Spurv von ihren Landsleuten Tore Ylvisaker und Ole Aleksander Halstensgård, Mitglieder der Experimental-Rocker Ulver. Laut Band hätten die beiden lediglich Details beigesteuert, die jedoch Melodien und Harmonien zum Vorschein brachten, die sie selbst nie gefunden hätten. So faszinierend können Vulkanausbrüche klingen. Die Menschen auf Hawaii werden es derzeit womöglich anders sehen.
weitere Platten
Skarntyde
VÖ: 11.05.2015