St. Etienne
Sound Of Water

Der nächste Etappensieg in St. Etiennes Kampf um eine grenzenlose Schöngeistigkeit ist errungen: Noch stimmiger und wohlklingender geht’s wohl kaum noch.
Es ist immer wieder schön zu sehen, dass es noch Menschen gibt, die kein Problem damit haben, Popmusik reinsten Wassers zu machen. Popmusik, die in erster Linie dem Zweck dient, so schön, rund und in sich stimmig wie nur irgend möglich zu sein. Und was das angeht, sind St. Etienne nun schon seit einigen Alben ganz weit vorne. Sicher, die von ihnen gesetzten Akzente sind jedesmal wieder ein bisschen anders: Seit dem inzwischen drei Jahre alten Vorgänger „Good Humor“ hat das britische Trio um Sängerin Sarah Cracknell einige Zeit in Berlin verbracht und sich und ihrem Sound durch Kooperationen mit Acts wie To Rococo Rot einige Ecken und Kanten verordnen lassen. Zurück in der Heimat, gingen sie mit Sean O’Hagan (High Llamas) ins Studio, um zehn Songs zwischen naivem Sixties-Pop, französischem Chanson und abgeklärtem Fünf-Uhr-morgens-Barjazz in ein Klangkostüm zu packen, das vielschichtig, homogen und höchst anrührend zugleich ist. Dezent gezupfte Akustik-Gitarren, warme, analoge Tasteninstrumente, Holzbläser und wohldosiert eingesetzte Streicherpassagen sorgen für ein audiophiles Bett aus federleichten Rosenblättern, auf dem sich Sarah Cracknells Stimme wie nach der ersten gemeinsam verbrachten Nacht räkelt, streckt und wieder unter die Decke kuschelt. Dabei ist es wirklich faszinierend, dass es St. Etienne gelingt, keine einzige Minute beliebig vor sich hin zu plätschern, sondern trotz des grenzenlosen Wunsches nach maximaler Wärme immer voll präsent und zwingend zu sein. Und um das mit dem Kuscheln noch mal aufzugreifen: „Sound Of Water“ ist die perfekte Platte, um seiner Liebsten am Sonntag morgen das Frühstück ans Bett zu bringen und auch sonst jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Traut euch mal wieder hemmungslos romantisch zu sein…