St. Vincent
All Born Screaming
Der Vorgänger “Daddy’s Home” irritierte viele Fans, seltsam und creepy kam Clarks Versuch rüber, aus dem schwierigen Verhältnis zu ihrem Vater ein Konzeptalbum im 70er-Sound zu bauen. Vergleichsweise einfach zu verstehen ist das übergreifende Thema von “All Born Screaming”: Wir alle starten protestierend ins Leben – und lernen es doch zu lieben.
Überhaupt, die Liebe: In vielen Facetten erscheint sie in den neuen Songs, niederschmetternd im Opener “Hell Is Near”, hymnisch-erhebend in “Violent Times”. In jedem Song gibt es schonungslose Wahrheiten und Beschwörungen, “Lover nail yourself right to me/ If you go I won’t be well/ I can hold my arms right open/ But I need you to drive the nail”, singt Clark auf der Single “Broken Man”.
Musikalisch zeigt St. Vincent auf fast einschüchternde Weise, was sie und ihre handverlesenen Gastmusiker:innen, etwa Cate Le Bon und Dave Grohl, können: von massivem Industrial, der einem fast die Haare vom Kopf pustet, über die funky Talking Heads-Pastiche “Big Time Nothing” bis zum entspannten Reggae von “So Many Planets”. Jeder Ton, jeder Beat sitzt perfekt, fast zu perfekt – Nachlässigkeit ist St. Vincents Sache nicht. Man folgt ihr staunend von Song zu Song und fühlt sich nach dem siebenminütigen Schluss- beziehungsweise Titelsong in der Tat fertiggemacht.
Das steckt drin: David Byrne, PJ Harvey, Sleater-Kinney
weitere Platten
Daddy's Home
VÖ: 14.05.2021
Masseducation
VÖ: 12.10.2018
Masseduction
VÖ: 13.10.2017
St. Vincent
VÖ: 21.02.2014
Strange Mercy
VÖ: 12.08.2011
Actor
VÖ: 02.05.2009
Marry Me
VÖ: 07.09.2007