Was dem Major-Debüt “Dysfunction” fehlte, eine gewisse Eigenständigkeit nämlich, haben Staind auf dem Nachfolger rigoros nachgeholt. Zwar gibt es hier und da immer noch verzerrte, geradezu stereotype Gitarrenstrukturen (u.a. “Open Your Eyes”, “Pressure”), doch sind es wohl eher die ruhigen, Angst und Frust transportierenden Momente, in denen die Substanz der Truppe um Sänger Aaron Lewis erkennbar wird. Und die die Leute, zumindest in Amerika, millionenfach anspricht. Auch wenn es jetzt schon wieder kritische Stimmen gibt, die Lewis eine gewisse Intention unterstellen (er versuche mit seinen knallharten Texten kalkuliert eine öffentliche Selbsttherapie, die er geschickt in harte Dollars umsetze) – dieses Album ist bestimmt genauso ehrlich wie eine Steuererklärung. Eigentlich brodelt unter der Oberfläche noch mehr, aber für den Moment muss es reichen. Sollte es auch, denn mehr Selbstanalyse geht nicht – möchte Lewis nicht so enden wie Kurt Cobain. Dass er es trotzdem sehr gut schafft, mit Songs wie “It’s Been A While”, “Fade” und “Outside” eine wohlig-depressive Stimmung zu kreieren, spricht für sein Talent. Nevermind. Das ist gut hier.
weitere Platten
Confessions Of The Fallen
VÖ: 15.09.2023
Live: It's Been Awhile
VÖ: 07.05.2021
Live From Mohegan Sun
VÖ: 24.08.2012
Staind
VÖ: 09.09.2011
The Illusion Of Progress
VÖ: 05.09.2008
Chapter V
VÖ: 08.08.2005
14 Shades Of Grey
VÖ: 26.05.2003
Dysfunction
VÖ: 31.05.1999