Liverpool, du ewig tröstliche Stadt. Wird an der Mersey verloren, liegen sich alle schluchzend in den Armen und singen “Youll Never Walk Alone”. Und wird, wie zuletzt in der Champions League, gesiegt, singt man das gleiche und lacht dabei. Später geht man in den Pub, haut sich ein paar Pints hinter die Binde und guckt sich die lokalen Bands an. Vielleicht wirbeln The Coral oder The Zutons herum, vielleicht geben sich die Altmeister wie Pete Wylie, Michael Head (von Shack) oder Ian Broudie die Ehre. Und mit ganz viel Dusel erlebt man die Reunion der Las und erzählt seinen Enkeln später davon. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass The Stands spielen: nette Kerle mit mehr Geschichten auf Lager als die ganze London-Mischpoke zusammen. Und schöne Songs kann Sänger Howie Payne auch schreiben: “You Said” ist eine traumhafte Ballade und weit mehr als Kitsch zum Abschluss, “When The Night Falls In” überaus gelungener Mersey-Standard, das psychedelisch schwankende “Nearer Than Green” funktioniert gar über mehr als fünf Minuten. Trotzdem fehlt, analog zum ersten Album “All Years Leaving”, die Spur Genialität. Das gewisse Etwas. Damals waren die Songs besser, dieses Mal sitzen die gewieften Arrangements, an denen die Band im fernen Los Angeles gebastelt hat. Vielleicht haben die Stands einfach nicht genug Scheiße gebaut, noch zu selten in der Gosse gelegen. Denn dort, so sagt man, sei man dem Mersey-Geist am nächsten.
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All Years Leaving
VÖ: 09.02.2004