Stars Of The Lid
And Their Refinement Of The Decline
Text: Martin Iordanidis
Alle Fantasiewelt redet davon. Aber wo steht es denn nun, das Kopfkino? Zwischen der Netzhaut und den Augenlidern, meint Brian McBride, einer der beiden kompositorischen Köpfe von Stars Of The Lid. Genau hier entstünden nämlich die wunderbaren Farben und Formen, die das Auge ohne Lichteinfall sieht bzw. selbst erzeugt. Ob McBride und sein Partner Adam Wiltzie erfolgreich das Medizinstudium abgebrochen haben oder einfach nur genau hinsehen können – sie haben erkannt, dass gerade im Vakuum der Sinneseindrücke das Kopfkino seine Sternstunde feiert. Die schnellen Schnitte müssen ergo draußen bleiben bei Stars Of The Lid. Sie machen auf Horizontbreite Platz für minimalistische Klangwellen, die man lieber in die Nähe von zeitgenössischen Komponisten wie Zbigniew Preisner und Henryk Góreck rückt als in irgendeinen kurzlebigen Popkontext. Instrumentiert ist “…Refinement Of The Decline” mit einem zehnköpfigen Kammerensemble, den vermeintlichen Drone-Faktor besorgt eher das Flügelhorn als der Verzerrer. Frei von jeglichen perkussiven Elementen reihen sich über Doppelalbumlänge wabernde Crescendi aneinander und wetteifern um die schönste Synchronizität zwischen Hör- und Sehsinn. Wenn man denn wach bleibt während dieses zweistündigen Experiments mit dem Nichts.