In politisch korrekten Zeiten ist es nicht ganz ungefährlich, ein Album, an dem eine ganze Reihe geistig behinderter Menschen mitgearbeitet hat, nicht gut zu finden. Gerade im Falle von Station 17 bekam die VISIONS-Redaktion dies schon zu spüren, denn nachdem wir angesichts des letzten Albums Scheibe beschlossen, kein Interview zu diesem Thema zu machen, steckte das betroffene Label plötzlich der taz, bei VISIONS käme so etwas nicht ins Heft. Na klar, und wie wärs denn noch mit der Behauptung, wir wären für die Neuauflage eines Euthanasieprogramms? So ein Bullshit! Nun ja, Schwamm drüber, Scheibe war damals, Bravo ist jetzt, und in der Tat hat dieses Album, genau wie sein Vorgänger übrigens, durchaus seine Reize. Textlich reicht die Bandbreite von philosophischen bis zu banalen Betrachtungen, teilweise werden Stimmen auch lediglich als Instrument eingesetzt. Dass Koze und Cosmic von Fischmob diesmal an dem Projekt beteiligt sind, gibt ganz gut die musikalische Richtung vor, denn eine klare Linie wird – wohl nicht zuletzt aufgrund des breiten Spektrums der Produzenten – nicht verfolgt. Von schweren HipHop-Beats und abstrakteren TripHop-Grooves über Techno-inspirierte Rhythmen bis hin zu Jazz-Anleihen und Prog-Rock-Bombastereien reicht das Programm. Dabei kann Bravo durchaus Spaß machen, in allen Stimmungen kann man dieses Album aber definitiv nicht genießen.