Stealing Sheep
Into The Diamond Eyes
Text: Britta Helm
Wer läuft denn auch barfuß in der Küche herum? Stealing Sheep jedenfalls nicht, die lassen lieber eine Horde gartenschmutziger Kinder für sich arbeiten und rennen und alle Schlag- und Klopf- und Klackerinstrumente mit ihren kleinen patschigen Händen bedienen, während sie selbst hinter antiken Synthesizern und psychedelischen Gitarren schwurbeln und ihre Stimmen in höchste hypnotische Höhen verflechten. Ab und zu klatscht eine von ihnen kurz in die Hände, dann drehen die Kinder die lausigen Köpfe und müssen mitanhören, wie die drei merkwürdigen Musikerinnen schon wieder einen ihrer Ferienaufsätze vom Kühlschrank geklaut haben, um ihren sanften Folkpop damit zu füttern. “Sharks are big and sharks are scary/ Sharks make me feel extremely wary/ But I dont care/ I still swim in the sea.” Bei den Grundschülern klänge das niedlich, bei Kate Nash mutig, bei Stealing Sheep ist aber bei aller Leichtigkeit und allen verlockenden Melodien nie sicher, wen sie denn nun stattdessen auf die Planke schicken. Lalala. Da hilft es so gar nicht, dass ihr englischer Akzent immer dezent nach Märchen klingt, also nach den echten, in denen Leute verbrannt und gevierteilt werden. “Genevieve” ist die spooky Version von “Aurelie” von Wir sind Helden, “Bear Tracks” CocoRosie, bevor es CocoRosie gab, “White Lies” ein stoisch getrommeltes Stück Fatalismus. “You say that you love me but we both know you dont/ So why lie?” Wer so singt, hat sich nicht abgefunden, sondern ein Messer in der Schürzentasche. Und wer Stealing Sheep hört, guckt auch “Heavenly Creatures”.