Die schlechte Nachricht bei den Stereophonics: Alles wie immer. Die gute Nachricht: Alles wie immer.
Ein Vierteljahrhundert lang haben Frontmann Kelly Jones und seine Kumpels versucht, hierzulande das zu werden, was sie in Großbritannien schon seit ihrem Debütalbum “Word Gets Round” (1997) sind: eine feste Rockgröße, gleichermaßen Club-kompatibel wie Stadion-gefestigt. Geklappt hat das nie so ganz, vielleicht auch, weil die Waliser abseits des Größenwahns von Oasis und anderer früh dort andockten, wo sie auch heute noch liegen, bei latent unspektakulärem Britrock im Geiste der Faces und Humble Pie. Schlagzeilen macht das damals wie heute kaum, aber das Songwriting bleibt eine Klasse für sich. Dass “Oochya!” bereits ihr zwölftes Album ist, mag man angesichts der kratzigen Frische und konsistenten Qualität kaum glauben. “Forever” nimmt die Sehnsucht des Klassikers “Watch Them Fly Sundays” wieder auf, “Running Round My Brain” kommt als AC/DC-Referenz, “All I Have Is You” klingt, als würden U2 eine B-Seite von Adele covern. Wem das alles zu altmodisch ist, dem sei “Do Ya Feel My Love?” ans Herz gelegt – ein Schicht um Schicht aufgetürmtes Britrock-Epos, mit einem Gitarren-Lick für die Ewigkeit. Wir hören uns beim nächsten Album wieder. Versprochen.
8/12 Ingo Scheel
Stereophonics überzeugen mit knackigen Gitarren und schmissigem Hardrock – genau einen Song lang.
Keuchend steht nach dem kernigen Opener “Hanging On Your Hinges” das folgende “Forever” am Wegesrand, als wollten Stereophonics erstmal mit ein paar uninspirierten Melodien Pause machen vom kratzigen Sound und den überraschend energischen Riffs. Man geht als Band immerhin auf die 25 zu, da powert man nicht mal eben 15 Songs lang durch. “When You See It” schlurft genauso zögerlich weiter, rafft sich für ein heulendes Gitarrensolo aber nochmal ganz kurz auf, zerrt sich dabei einen Muskel, und von da an humpeln Stereophonics von Song zu Song – zwar weiter vorwärts, aber irgendwann feuert man sie im Grunde nur noch aus Mitleid an. “Seen That Look Before” ist dann schon ausgelutschter Softrock und der Titel damit so ungewollt ironisch, dass man mit einem Asthma-Inhalator zur Hilfe eilen möchte. Wenn das countryeske “Jack In A Box” endlich ins Ziel kommt, sind längst alle Medaillen verteilt, das Ziel abgebaut und die Zuschauer abgezogen, weil irgendwo eine andere Band ein Album veröffentlicht hat, bei dem man nicht erst mit einem überzeugenden Opener angefüttert und dann 14 Songs lang auf ganzer Linie enttäuscht wird.
5/12 Juliane Kehr
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