Das würde auch nicht zu “British Lion” passen: Vor 20 Jahren protegierte Harris im Geheimen die gleichnamige Band, aus deren Überresten über die Jahre ein Gute-Freunde-Jam wurde. Dieser stellt nun die Band, das Songmaterial und den Titel für den Soloausflug des Maiden-Bassisten bereit. Zwar brummelt Harris Bass auch hier dominant durch den Sound, der vom Hausproduzenten des Maiden-Comebacks, Kevin Shirley, gemixt wurde. Gelegentlich ertappt man sich zudem dabei, wie man Bruce Dickinsons Gesangslinien in die über fünf Minuten langen Mini-Epen hineindenkt – gerade das progressive “Us Against The World” hätte auch auf Iron Maidens “The Final Frontier” gepasst. Häufiger aber ist “British Lion” ein bodenständiges, eingängiges, 70er-inspiriertes Album, das stärker nach Hard- und Mainstream-Rock als nach Metal klingt. Auch Sänger Richard Taylor spart sich theatralische Superlative, sein unaufgeregter Gesang fügt dem Sound eine leichte Melancholie hinzu. Die wiederum passt gut zu dem harmonischen Rückschau-Rock von “Eyes Of The Young” oder “The Chosen Ones”, das sich vor The Who, UFO und im Outro auch vor dem Free-Klassiker “All Right Now” verneigt. Mit den Solo-Großtaten von Dickinson kann sich die kumpelige Platte nicht messen. Dafür zieht sie unverkrampft die Querverbindung zwischen Harris musikalischer Sozialisation und seinem Schaffen mit Iron Maiden – und damit zwischen dem Working-Class-Kind und dem Metal-Weltstar Steve Harris.