Einigen ist Steve Wynn vielleicht noch als Sänger von The Dream Syndicate in Erinnerung geblieben, die Mitte der 80er zu einer der bekanntesten Bands des Psychedelic-Revivals gehörten.
Ganz frei von psychedelischen Tönen ist auch dieses Solo-Album nicht. Allenthalben erklingen hintergründige Farfisa-Orgeln oder elektrische Sitars, die Steve Wynn davor bewahren, dem Rock-Mainsteam zu verfallen, der hier des öfteren gestreift wird. Es sind vor allem unorthodoxe Instrumentierungen, welche teilweise konventionellen Songs eine individuelle Note verleihen. Neben aufgekratzten Feedbackgitarren kommen hier auch bodenständige Stile zu ihrem Recht, deren Ursprung bei Musikern wie Bob Dylan und Neil Young liegen. Ein zeitloses, an keinen bestimmten Ort in den USA gebundenes Folkrock-Songwrting bestimmt das angenehm durchlässig erscheinende Klangbild. Auffällig ist Wynn Vorliebe, seine Stimme durch Verzerrungen zu verfremden, was der organischen Naturbelassenheit der Musik ein gewisses Maß Künstlichkeit entgegensetzt, ohne dabei allzu grobe Brüche zu erzeugen. Deutlich erkennbar ist die Mitwirkung des ehemaligen Green On Red-Mitglieds Chris Cacavas, die zur ihrer Zeit für einen ähnlichen Sound standen wie Dream Syndicate. Natürlich scheint eine etwas behäbige Abgeklärtheit des öfteren die Oberhand zu gewinnen, aber es gibt durchaus Momente, in denen die doch sehr alten Traditionen, auf die hier Bezug genommen wird, wie gerade neu erfunden klingen.
weitere Platten
Melting In The Dark
VÖ: 30.11.1999