Dabei täuscht “Spectre” erst eine Richtung an, die besser zu Sänger Jesse Barnetts anderer Band Trade Wind passt. In “Weapon” setzt die Band nämlich auf Uptempo-Punk, melodischen Gesang und Chöre. Spätestens zu “Who Dares” werden allerdings mit Stakkatogitarren, pointiertem Schlagzeug und Barnetts Shouts wie gewohnt Träger von Basketballshorts angesprochen, trotz melodischem Refrain. Was anders ist als sonst: Statt um die eigene Crew geht es auf “Spectre” um große politische Fragen. Hat sich der Kapitalismus überlebt? Wann brechen wir zu neuen, solidarischeren Ufern auf? “We’ve got nothing left to lose/ Right back to what we knew/ A world to win”, singt Barnett in “A World To Win” und macht mit diesem Karl-Marx-Zitat seine eigene politische Einstellung deutlich. So lobenswert das ist, hätte “Spectre” musikalisch etwas mehr Inspiration gebrauchen können. Song für Song Shouts in den Strophen, Melodiegesang im Refrain, Breakdowns, satte Produktion für den Festival-Moshpit: Alles cool, aber reicht so geballt dann auch. Immerhin gibt es mit dem exzellenten “Open Up My Head” eine ordentliche Dosis Neo-Grunge und zum Schluss mit “No Way To Live” die Aufarbeitung von Patriotismus und Religion in Barnetts Familie, die ihn und eine Akustikgitarre ins Zentrum stellt. Davon darf es in Zukunft gerne mehr geben.
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