Stone Temple Pilots
Perdida
Text: Martin Iordanidis/ Martin Burger
Reduziert-akustisch zeigen die Stone Temple Pilots deutlicher als zuletzt, wozu sie in der Lage sind. “Perdida” ist weder ein “Jar Of Flies” noch der Seelenschmerz von Chris Cornells “Euphoria Morning”. Das achte STP-Album hat nicht die Tiefe von Alain Johannes‘ “Spark” und treibt auch seine unorthodoxe Instrumentierung nicht so weit. Aber dennoch verarbeitet das erste rein akustische Album der Stone Temple Pilots Elemente all dieser Platten. Außerdem zeigt es ebenso wie der Rock-Modus der Band, wie gut die De-Leo-Brüder zusammen mit Eric Kretz als Songwriter in der zweiten Reihe funktionieren – unabhängig von den ganz großen Refrain-Gesten, immer zuerst dem musikalischen Moment verpflichtet, handwerklich überragend. Getragen, introvertiert und voller Kenntnis der musikalischen Nachbarschaften aus Jazz, spanischer sowie klassischer Gitarren vertont das Quartett einen emotionalen Zustand, dem Stone Temple Pilots in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten immer nur hinterherheischen konnten. Eine Art inneren Friedens, der hinter dem Makel des Verlusts und Schmerzes am Ende doch die Oberhand gewinnt. Wenn die Flöten, Altsaxofone und Vintage-Keyboards aus dem Rockzeug der Band herausgehalten werden, ist “Perdida” mehr als eine gelungene Abwechslung.
8/12 Martin Iordanidis
Wer die Grunge-Nutznießer für überbewertet hält, fühlt sich mit dieser akustischen Peinlichkeit bestätigt. Zahlen: Zwischen dem vorläufigen Ende “Shangri-La Dee Da” und dem mittelmäßigen Comeback mit “Stone Temple Pilots” lagen 108 VISIONS-Ausgaben und damit neun Jahre, in denen die dysfunktionale Band irgendwo ihre schöpferische Kraft verlor. Bis zum nochmaligen Versuch mit Sänger Jeff Gutt – wieder mit dem Namen der Band als Titel, wieder beliebig – war die nächste Dreiziffernmarke überschritten. 17 Jahre Orientierungslosigkeit, der tragische Verlust zweier Sänger, und jetzt: Eine backstage geschriebene Akustik-EP, angewachsen auf zehn Stücke, die klingen, als hätten Dean und Robert DeLeo sie zum hastig zusammenproduzierten Debüt eines Retorten-Popstars beigesteuert. Voller Phrasen, die sich lesen, als habe man sie per Zufallsgenerator gefunden. Leider von Gutt auch so vorgetragen. Songs mit Kuschelrock-Titeln wie “She’s My Queen” oder “You Found Yourself While Losing Your Heart” müsste man im Prinzip gar nicht hören, um sanft gestrichene Becken und Shaker im Ohr zu haben oder gefühlig schwingende Nylonsaiten. Hört man “Perdida” doch nochmal, walzert einem das Grauen in Gestalt von Geigen- und Flötensolos entgegen. Himmel hilf.
3/12 Martin Burger
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