Strattman
The Lie Of The Beholder
Text: Carsten Sandkämper
Das Schaffen von Roy Strattmans Band Little Atlas dürfte den Wenigsten bekannt sein, wenn sie sich nicht gerade als Kenner der Progrock-Szene bezeichnen. Little Atlas sind eine dieser US-amerikanischen Bands, die sich aus Studiomusikern rekrutieren und jahrelang in semiprofessionellen Versuchen ihre Musik für Musiker durchs Land tragen. Alles nicht schlecht, alles irgendwie passend fürs Vorprogramm von Spock’s Beard oder IQ, aber nie so richtig ergreifend, interessant oder: relevant. Diese Form des New Prog, der eigentlich nach traditionellem Prog klingen will, eignet sich auch Strattman auf seinem ersten Soloalbum an. Mit tatkräftiger Unterstützung der Musiker von – Überraschung – Little Atlas plus dem Schlagzeuger der letzten unglücklichen Besetzung von Genesis, Nick DVirgilio, konjugiert er sämtliche Fälle progressiven Repertoires durch. Das ist nicht nur vorhersehbar, sondern auch ein wenig peinlich. Zwar kann man weder an Produktion noch an Ausführung groß herummäkeln. Schließlich haben sich alle beteiligten Musiker bereits ihre Sporen verdient, sei es bei Tears For Fears oder, ähem, Julio Iglesias. Dennoch fühlt sich das gesamte Album an wie ein Porcupine-Tree-Soundalike-Contest. Komplettiert durch dreiste Zitate der ganz großen Vorbilder King Crimson oder Pink Floyd und das grundsätzliche Totreiten jeder Idee im Dienste langer Songs, entsteht das Bild einer ärgerlichen, von Allgemeinplätzen bestimmten Platte, die das Vorurteil der Rückwärtsgewandtheit im modernen Progrock schmerzlich bestätigt.