Strung Out
Dead Rebellion
Text: Oliver Uschmann / Jan Schwarzkamp | Erschienen in: VISIONS Nr. 373
Dieser Abgesang auf menschliche Tugenden klingt zornig bis heiter, bildet aber einen relevanten Grower.
“Spaltende Sprache, spaltende Einstellungen, spaltende Ideologien. Was ist aus dem Ansatz geworden, die Menschen zusammenzubringen? Ich dachte, das sei der Grund, warum wir damals losgelegt haben.” So spricht Jason Cruz in den Pressenotizen zum Album und so kleidet er es mit seinen spielfreudigen Mitstreitern in mehrdeutige Sprachbilder und einen leicht reformierten musikalischen Ansatz.
“Future Ghosts” und “Signal Fires” starten das Album für Strung-Out-Verhältnisse nahezu unverschämt leichtfüßig. Letzteres poppiger Rock’n’Roll-Power-Pop und Ersteres stampftänzelnd wie etwas, das Finn McKenty “Mall-Emo-Metal” nennen würde. In “Ceremony” geht die Skatepunk-Post wieder ab wie Ende der 90er, als Menschen in weiten Hosen mit Ketten am Geldbeutel durch die Zeche Carl flogen.
Das weite Feld dazwischen klingt am nahrhaftesten, wenn in “New Gods”, “Cages” oder “Plastic Skeletons” die verbindlich ernst gemeinten Worte gegen den Zeitgeist mit dem entsprechenden Druck in Riffs und Stimme einhergehen, die bricht und kratzt und sich festklammert an dem, was gerade untergeht. Kein Monolith als Platte, aber ein sehr wichtiges, glaubhaftes Statement. Oliver Uschmann
Wenn alte, weiße Männer nicht wissen, wann Zeit für die Rente ist, kommen solche Platten raus.
In den 90ern gehörten Strung Out zu den Bands im Fat Wreck-Stall, die mit ihrem melodischen Punkrock gelegentlich das gewisse Quäntchen schneller oder rasanter galoppierten als ihre Kollegen. Exemplarisch sei da ihr 96er-Album “Suburban Teenage Wasteland Blues” genannt. 2002 sind sie auf “An American Paradox” auf eine metallischere Ebene abgebogen.
Seitdem – und das bedeutet über weitere sechs Alben hinweg – wirken sie wie eine verkappte Metal-Band, die nicht in der Lage ist, gute Songs zu schreiben und das mit dem Punk auch nicht mehr hinbekommt. “Dead Rebellion” klingt so flach und maschinell, als sei es am Laptop entstanden. Jason Cruz greint, knödelt und jault seinen Unmut über die Gegenwart mit aufgesetzter Dringlichkeit – und klingt dabei andauernd, als sei er ordentlich überfordert.
Klar, darf der Tiefgang nicht fehlen. Den gibt’s mit “Life You Bleed”, dessen “Oh-u-oh-u-oh-why?” extrem gruselig ist. “Cages” macht einen auf Boysetsfire, allerdings bleibt es bei Strung Out beim Versuch. Cruz ist eben nicht Nathan Gray. Wenn “Empire Down” versucht, eine Art modernen Pop einzubringen, möchte man im Boden versinken. Kaum auszuhalten, wie gewollt aber nicht gekonnt dieses zehnte Album klingt. Jan Schwarzkamp
weitere Platten
Songs Of Armor And Devotion
VÖ: 09.08.2019
Black Out The Sky (EP)
VÖ: 11.05.2018
Transmission.Alpha.Delta
VÖ: 24.03.2015
Blackhawks Over Los Angeles
VÖ: 08.06.2007
Exile In Oblivion
VÖ: 01.11.2004
An American Paradox
VÖ: 22.04.2002
Suburban Teenage Wasteland Blues
VÖ: 30.11.1999
Twisted By Design
VÖ: 01.01.1998