Sue Daniels & Sunday Afternoon Soundsystem
Paris
Text: Sascha Krüger
Als ob es in Antwerpen nicht schon genug Freaks gäbe: Wer oder was ist jetzt schon wieder Sue Daniels? Der Mann mit dem Frauennamen, äußerst femininen Gesichtszügen und einer Stimme zwischen Nico, Kim Deal und Björk auf Heroin macht das schönste und gleichwohl ausgefallenste Frühsommer-Werk des Jahres. Das ist schon schräger Stoff, was hier passiert, aber herzallerliebst. Fast ganz alleine – nur mit ein wenig Schützenhilfe von verdienten Antwerpen-Musikveteranen – hat der junge Tausendsassa da neun spannende Spacken-Kleinode zusammen gedacht. Das Sunday Afternoon Soundsystem befindet sich nämlich nur in seinem Kopf, brizzelt dort mit knorrigen Console-Beats herum und begegnet einem begnadeten Songwriter der ruhigen, alten Schule. Ein wunderbarer Gegensatz ist das, ein herrlich ungewohnt inszeniertes, bildreiches Kopfkino über die hohe Kunst des einfachen Songs, der ganz nah bei dir ist. Wo die nervösen Beats zunächst verstören, eröffnet sich dahinter ein ganzes Universum an großen Harmonie-Momenten. LoFi-Schöngeistigkeit par excellence, zwischen dem Blues der trockenen Wüste, dem Folk verschneiter Berghütten, New Orleans-Jazz und nachdenklicher Schlafzimmer-Einsamkeit. Wie ein Demo von Beck auf Pilzen, dem schrulligen Bruder von Sparklehorse oder tränengeröteten Bright Eyes, mit so traurigen und intimen Momenten, dass man ganz tief schlucken muss. Diese Stadt, diese ‘Heavenhotel’-Menschen und ihre absolut einzigartige Musik erfüllen einen immer wieder mit Demut.