Die erste Suede-Version existierte von 1989 bis 1994 und war ziemlich gut. Bernard Butler spielte Gitarre und tastete sich an die Brillanz von Johnny Marr heran, Sänger Brett Anderson gab den glamourös-androgynen Dandy. Vor allem aber spielten Suede damals eine mitreißende, warme Musik. Die bestimmenden Farben ihrer frühen Artworks waren beige, braun und dunkelgrün. Dann stieg Bernard Butler aus, um sich anderen Dingen zu widmen. Nun regierte Anderson alleine und polte die Band um: Plötzlich gab es viel weiß und schrille Farben. Suede klangen metallischer, kantiger. Es reichte für einige gute Singles wie “Trash” oder “Positivity”, doch ein wirklich gutes Album gelang ihnen nicht mehr. 2002 lösten sich Suede auf; elf Jahre später sind sie wieder da, noch immer ohne Butler. Und sie geben alles: Drama, Lärm und Melodie, fasst Brett Anderson das Suede-Prinzip zusammen, und schon klar – zu jeder Zeit muss wirklich alles da sein. Der Auftakt “Barriers soll” Suede in die Gegenwart führen, klingt jedoch wie alles hier nach 90er-Britpop. Hoffnungslos oder genau richtig? Liegt im Ohre des Hörers. Objektiv betrachtet gelingen Suede ein paar schöne Ohrwürmer wie “It Starts And Ends With You” und “Snowblind”. Was im Verlauf der Platte stört, ist die emotionale Inflation. Gefühlte 100 Mal spielt sich die Band durch den Refrain von Stücken wie “Sabotage” oder “Hit Me”, dann gibt es immer noch ein La-la-la zu singen oder eine Gitarre einzuführen, die sich in Glam-Rock-Manier überhöht in den Song fräst. Man ahnt dann schon, dass die Balladen am Ende das Fass zum Überlaufen bringen werden. Drama, Lärm, Melodie? Reißt euch mal zusammen!
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