Auf “Head Music” promeniert Anderson wieder vorbei an Phantasie-Frauen, die die Form einer Zigarette haben, “in fashion” sind und – natürlich – nach “gasoline” riechen. Die Figuren in Suede-Songs sind nie natürlich oder durchschnittlich, oftmals grotesk und von den gängigen Normen als Freaks abgetan. Mit ihrer Bewunderung für diese Marginalisierten stehen Suede in einer illustren Runde mit Künstlern wie Andy Warhol oder David Bowie, dessen Spätsiebziger-Arbeiten mit Brian Eno bei “Head Music” Pate standen. Es dürfte auch Bowie gewesen sein, der Anderson zu seinem affektierten Gesangsstil inspiriert hat. Suede erfinden mit diesem Album ihre eigene Version von Glamrock, die die Geschichte nicht leugnet, sich aber ebensowenig in übertriebenem Respekt ergeht. Ohne der Beliebigkeit anheimzufallen oder unzusammenhängend zu scheinen, kommen auf diesem Album unterschiedlichste Ausprägungen von Musik zu ihrem Recht, die stets wiedererkennbar Suede sind. Neben Soundtracks für ein euphorisches Nachtleben (“Can’t Get Enough”, “Elephant Man”) stehen bittersüße, balladenartige Songs, die sich in einem Schwebezustand zwischen Trauer und Freude befinden (“Down”, “Everything Will Flow”). “Head Music” ist trotz aller 70er-Einflüsse eine moderne Produktion mit moderat eingesetzter Dynamik, die nicht penetrant ausfällt, sondern einen kreativen Umgang mit dem Studio verrät. Suede haben mit diesem Album das Kunststück fertiggebracht, ihren Sound um wichtige Details zu erweitern, ohne dabei die Grenzen ihres Stils soweit auszudehnen, dass er seine Gestalt verliert. Eine nicht zu unterschätzende Leistung in Zeiten richtungsloser Offenheit.
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