Unerträglich: Legenden gehören ins Reich der Legenden. Zumindest Suicide hätten es nicht noch mal versuchen müssen.
Was Martin Rev und Alan Vega auf `American Supreme` fabrizieren, hätte wirklich nicht geschehen dürfen. Nach den absolut wegweisenden Alben von 1977 bzw. 1980 wäre es angebracht gewesen, die Zeichen der Zeit zu erkennen. Stattdessen sind Suicide 2002 eine einzige Enttäuschung: Lausigste Sounds aus billigen, längst vom Zahn der Zeit angefressenen Beatboxen und kirmesartige Techno-Klänge lassen erkennen, dass für Suicide der Zug langsam abgefahren ist und die einst so einzigartigen Elektro-Pioniere aus New York schon lange von anderen überholt wurden. Von Innovation und Provokation findet sich hier keine Spur, da hilft auch kein `Dachau, Disney, Disco` und kein Manifest im Booklet mehr. Wer braucht sowas eigentlich? Was besonders traurig ist: Das Ganze klingt nach dem hilflosen Versuch, auf die alten Tage noch ein paar Dollar rauszuschlagen. Ein akustisches Gnadenbrot, und doch: Es steht zu befürchten, dass es funktionieren wird. Ähnlich wie bei Velvet Underground, deren unrühmliche Reunion Anfang der Neunziger gnädigerweise allerorten totgeschwiegen wird, mag auch bei Suicide niemand persönlich den Kranz aufs Grab legen. Und auch vom 92er Comeback `Why B Blue` – übrigens die persönliche Lieblingsplatte von Alan Vega – hört man heute nicht mehr allzu viel. Manche Leute sollte man vor sich selbst schützen.