Zum letzten Album “Underclass Hero” legte unser Autor Jens Mayer Deryck Whibley die Worte in den Mund, sich aus Mangel an Songideen bei Green Day, Blink-182 und seinem eigenen Werk bedient zu haben. Und genau so, wie Sum 41 nach per Mausklick zusammenkopiert klingen, ließe sich hier einfach Mayers Text einfügen. Wer geglaubt hat, dass die vielen Verzögerungen von Screaming Bloody Murder – “man kann mit Sicherheit für 2009 mit dem neuen Album rechnen”, so Whibley 2008 – einen mehr Qualität oder zumindest etwas mehr Eigenständigkeit mit sich bringen würden, hat wohl auch auf den Blink-182-Reunionshows keinen Fäkalhumor erwartet. Sum 41 klauben sich weiterhin alles so offensichtlich zusammen, dass man vergeblich das Augenzwinkern dahinter sucht. Da darf auch mal der eigene, neun Jahre alte Hit “Still Waiting” für eine Gesangslinie herhalten. Wäre “Screaming Bloody Murder” eine Dissertation, die Fußnoten würden den Rahmen sprengen. Schon der Opener “Reason To Believe” will wie eine Mischung aus AFI und Green Day in der Arena, Rise Against im Moshpit und Taking Back Sunday am Piano klingen – hintereinander, wohlgemerkt. Immerhin hat sich der Referenzhorizont um ein halbes Genre erweitert. So kommen die Kopiervorlagen nun auch mal aus Emo oder Garagenrock. Gute Songs wurden schließlich nicht nur im 90er-Jahre-Partypunk geschrieben. Hörenswert ist diese Erkenntnis trotzdem nur für jemanden, der die letzten zwei Jahrzehnte Gitarrenmusik verpennt hat. In Deutschland endete die Guttenberg-Affäre bekanntlich mit einem Rücktritt. Nicht die schlechteste Entscheidung.
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