Nach längerer Label-Abstinenz sind Sun mit einem halbgaren Spontan-Experiment ausgerechnet beim Großkonzern Virgin gelandet.
Man würde ja schon gerne wissen, was Jörg Schröder jüngst dazu veranlasst haben mag, die eigene Stärke über Bord zu kippen: die Fähigkeit, griffige und dennoch skurrile Alternative-Kleinode zu fabrizieren nämlich. Wer sich an den grandiosen Vorgänger Nitro” erinnern kann, weiß, wovon die Rede ist. Stattdessen begaben sich Sun quasi unrehearsed und ohne Producer ins Studio, um mit unserer Musik zu spielen, sie spontan zu reflektieren”, wie Schröder schreibt. Resultat sind elf durchwachsene Pop-Skizzen, bei denen (zu) oft betagtes Tastengerät die eh schon süßlichen Gitarrenparts übernimmt. Immer wieder, wie im stoischen Opener Someone”, plätschern Themen ziellos vor sich hin – ohne Wendung, ohne Entwicklung. Natürlich finden sich trotzdem schöne Momente: Den sinistren, sich gegen Ende steigernden Schleicher Wild Rose, My Heart” etwa singt Schröder wie nichts zuvor, What Its Meant To Be” betört mit dramatischen Streichern und Razorblades” ist ein Indie-Kracher vom Feinsten. Das meiste indes wirkt bei allem Detailreichtum seltsam unausgegoren und fad. Hier wäre etwas weniger Sportsgeist mehr Musik gewesen.
weitere Platten
I Can See Our House From Here
VÖ: 07.06.2024
Nitro
VÖ: 30.11.1999