Sune Rose Wagner ist ein Ästhet und ein bisschen auch ein Modellbahner, der mit jeder Menge Eigeninitiative und etlichen Hobbystunden etwas erschaffen hat, das vorher nicht da war. Nur dank ihm (und Gesangspartnerin Sharin Foo) gibt es in Dänemark nun eine Anlaufstelle für heimatlose Rock-Stilisten, deren Lautstärkeregler erst bei acht anfangen, und die sich noch im entrücktesten Surf-Reverb an Traditionen halten möchten. Und weil Wagner noch abseits der Hauptkarriere Zeit und Inspiration gefunden hat, gibt es das vinylschwarze Soloalbum mit zweijähriger Verspätung nun auch bei uns. Sune Rose Wagner ist dabei kein Werk geworden, das man sich als Ventil für unerfüllte Träume vorstellen muss, denn theoretisch könnten die zehn Songs alle problemlos als Steinbruch fürs nächste Raveonettes-Album herhalten. Auch thematisch wäre die Eigenblutspende kein Akt: Der Übersetzungscomputer spuckt Songtitel wie Abgrund, Schmutzige Männer oder Trunken und Hasserfüllt aus, und die Musik macht entsprechende Storys ebenfalls ziemlich plausibel. Cooler als Wagners lasziv angetäuschte 60s-Harmonien geht es sowieso kaum, und eine Subkultur, die Mord und Totschlag mit anmutigem Vortrag kombiniert, ist auch immer willkommen. Als wissendes Genrewerk braucht diese LP eh keine Textkenntnisse, um zum Mitsingen zu verführen, und für die nächste Hitzewelle ist es auch nicht zu spät. Sune Rose Wagner hört man nämlich am besten im Souterrain, vor unverputztem Backstein.