Ich höre sie meckern. Der singt jetzt ja noch höher!, jammern die einen. Das hat doch mit Rock nix mehr zu tun, mosern die anderen. Stimmt. Sunny Day Real Estate sind mit The Rising Tide, ihrer vierten Platte, da angekommen, wo sie (fast) keiner sehen oder sich eingestehen will, dass sie irgendwie schon immer dort waren. Wer Probleme mit opulenten Arrangements und Hang zur Komplexität hat, sollte schnellstens auf den nächsten Baum verschwinden, denn was sich spätestens auf How It Feels To Be Something On andeutete, wird hier endgültig Gewissheit: SDRE stehen auf Rush. Na und? Das tun Primus auch. Wirft es denen jemand vor? Verirrte Foo Fighters-Fans, die die Originalband von Nate Mendel und William Goldsmith, der inzwischen seinen Platz wieder eingenommen hat, mal kennenlernen wollen, seien jedenfalls gewarnt: Hier braucht es den einen oder anderen Durchgang mehr. Was genau SDRE so einzigartig macht, lässt sich schwer bestimmen, am Versuch, ihrem Vorbild nachzueifern, sind aber schon viele gescheitert. Deshalb muss man The Rising Tide vielleicht nicht mögen. Trotzdem sollte anerkannt werden, dass diese Band mit dem, was sie macht, ziemlich alleine steht und unbeirrt ihren Weg weitergeht. Was immer man SDRE und dieser Platte vorwerfen mag – Stagnation ganz gewiss nicht. Und, davon abgesehen und ganz subjektiv: ich liebe diese Band und verleihe Narrenfreiheit.
weitere Platten
How It Feels To Be Something On
VÖ: 08.09.1998