Das Amalgam aus Grunge und Pop-Punk, das aus diesen Inspirationen heraus entstanden ist, dürfte die Band an die Spitze des derzeitigen 90er-Revivals katapultieren. Es läge dabei nahe, Superbloom als reine Kopisten und einfallslose Nostalgiker abzutun. Zumal die Jungs für ihre Videos gerne mal das Karohemd aus dem Schrank holen und damit auch optisch ihren Vorbildern huldigen. Wer “Pollen” aufmerksam hört, stellt aber schnell fest, dass die New Yorker tatsächlich vor allem eines sind: überaus talentierte Songwriter. Nicht wenige der zwölf Stücke sind in Hymnenform gegossene emotionale Bestandsaufnahmen und Alltagsbeobachtungen. Über prägnante Riffs legt die Band gerne mehrstimmige, oft an der Melancholie vorbeischrammende Melodien. Die brennen sich so unauffällig ins Gedächtnis, dass man sie noch an der Supermarktkasse gedankenverloren vor sich hin summt. “Leash” klingt, als finge es jugendliche Gefühlsuntiefen ein, womit das Stück gut auf dem Soundtrack eines Coming-of-age-Dramas platziert wäre. Und im Midtempo-Track “Worms” schichten die US-Amerikaner Gitarrenspuren übereinander, bis im Refrain verschachtelter Harmoniegesang einsetzt. Dass sich Superbloom mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen Härte und Pop bewegen, ist einer der Hauptgründe, warum Nirvanas “Nevermind” als Referenz herhalten kann. Wo das Durchbruchsalbum der Grunge-Ikonen aber eher zynisch und schwermütig daherkommt, scheinen bei “Pollen” stets ein gewisser Optimismus und gute Laune durch. Es wäre dennoch zu kurz gegriffen, sich dem Debüt der 2018 gegründeten Band nur von dieser Seite aus zu nähern. Dafür finden sich zu viele andere Einflüsse auf der Platte, auf deren Vinyl-Veröffentlichung man noch bis Juli warten muss. “Hey Old Man” groovt gewaltig, “Nothing Else” erinnert an die frühen Silversun Pickups und auch die leiseren Töne finden ihren Platz. Während “Muzzle” mit akustischem Fingerpicking überzeugt, lebt “Twig” allein von Gesang und Gitarre, bis zarte Streicherbegleitung einsetzt. Letztgenannter Song wirkt so intim, dass eine fast unangenehme Nähe entsteht – womit man dann doch wieder bei “Nevermind” wäre. Denn eine ähnliche Stimmung transportiert “Something In The Way”, das das Album ebenfalls lediglich mit Gitarre, Gesang und Streichern zum Abschluss bringt. Zufall?
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