Auf “To Be Kind” explodiert die geballte Energie der Formation um Michael Gira in wahnsinnigen zwei Stunden ekstatischer Musik. Gira singt seinen eigenen Blues, erzählt von Tod, Schmerz und der absurden Suche nach Liebe. Das sinistere Roadmovie “Just A Boy” legt den bösen, theatralischen Ton von “To Be Kind” fest, das halbstündige “Sun Toussaints”, das allein eine LP-Seite füllt, klingt wie eine wohl berechnete Mischung aus Messe und Hinrichtung. Doch die Abgründigkeit der akustischen Bilderbögen wird durchzogen von Angriffslust und dem Leben zugewandter Härte. Gira fordert das Schicksal heraus. Mit mehr Noise, größeren Entwürfen und herzzerreißenderen Songs als je zuvor. Er schöpft dabei Energie aus der langen Geschichte seiner Band, ohne altersmilde zu wirken. Ein bittersüßes Stück wie “Kirsten
Supine” erinnert an seine lange Zusammenarbeit mit Jarboe, der repetitive 17-Minüter “She Loves Us” könnte aus der Swans-Frühphase Anfang der 80er stammen, als Gira vor allem mit No-Wave-Entwürfen jonglierte. Die Stücke wurden von John Congleton in dem Sound produziert, den Swans brauchen: organisch, riesig und immer ein wenig kaputt. Alle Ansätze, von Noise über Avantgarde und Jazz, bis hin zu Folk und Blues kulminieren auf diesem Album, gipfeln nach irrwitzigen, mitreißenden zwei Stunden im Titelstück, das in knapp acht Minuten die Swans samt ihrer verqueren Ästhetik und majestätischen Größe erklärt. There are millions and millions of stars in your eyes, heißt es, kurz bevor das Album in einer Overdrive-Orige in seine Einzelteile zerbricht. Welch ein Moment, welch ein Ende!
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