Gegründet haben sich Tamikrest vom Volk der Tuareg in Mali, genauer in Kidal, doch ein Zuhause können sie diesen Ort bereits seit einem Jahrzehnt nicht mehr nennen. Der Konflikt im Norden des Landes und die Marginalisierung der Tuareg haben sie ins algerische Exil getrieben. Musik, die im Exil entsteht, wird dort “assouf” genannt, sie ist getrieben von Verlust und Ausweglosigkeit. Doch obwohl die Musiker von am eigenen Leib erfahrener Unterdrückung berichten, erzählt das bereits fünfte Album “Tamotaït” im Kern eine Geschichte der Hoffnung – auf ein vereintes Volk und den unabhängigen Tuareg-Staat Azawad. Man muss gar nicht erst auf dröge Wüstenmetaphorik zurückgreifen oder die auf “Tamasheq” gesungenen Texte verstehen, um die außergewöhnliche Wärme wahrzunehmen, mit der Tamikrest ihren Blues fluten. Sänger Ousmane Ag Mossa malt seine Utopie einer friedlichen Heimat mit weicher Stimme über mal gezupfte und mal angeschlagene Gitarren, die sich wahlweise harmonisch umspielen oder entfesselt marschieren. Überhaupt wird den Instrumenten so viel Luft gelassen, dass “Tamotaït” selbst als reines Instrumentalalbum zwischen Desert Blues und Rock’n’Roll aufblühen würde. Der Blick ins Booklet eröffnet dank englischer und französischer Übersetzungen dann auch eine inhaltliche Ebene, die die heikle Lage in Nordmali viel realer und persönlicher erscheinen lässt.
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Kidal
VÖ: 17.03.2017