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    Taproot
    Blue Sky Research

    VÖ: 29.08.2005 | Label: Warner

    Taproot scheinen so ein Pflegefall für geschmacksverirrte Promis zu sein. Bekannt wurden sie vor fünf Jahren, als Ozzys Sohn Jack die Band aus Michigan cool fand. Damals war Ozzfest noch einflussreicher für die Szene als jetzt.

    Heute sitzt Jack wahrscheinlich auch im kleinen Zimmer seiner Entzugseinrichtung und schämt sich. Weniger für die Sache mit dem verschreibungspflichtigen Zeug als für seine Teenieschwärmerei von damals. Taproot hatten nie Charakter und haben zum Glück aufgehört, danach zu suchen. Heute spielt nur noch der einsame Billy Corgan mit ihnen. Weil ihn eh niemand leiden kann und die Pumpkins wahrscheinlich auch nie wieder zusammenkommen. Außer vielleicht für genügend Schmerzensgeld, womit wir wieder bei Taproot wären, denn dieser belanglosen Soße aus Grunge-Zitaten, Radio-Rock und gelegentlichen Emo-Ausbrüchen sollte eigentlich ein Geldschein beiliegen. „You’re c-c-c-calling but I can’t hear you“, trällert Stephen Richards da, und man kann das beim Hören der Platte durchaus unterschreiben. Die einstige New Metal-Hoffnung hat einfach nichts zu erzählen. Erstmals gesignt wurde die Band übrigens 1998 durch einen gewissen Fred Durst, aber ich wiederhole mich.


    Carsten Schumacher – 3

    Der Song heißt „Facepeeler“, und entscheidend sind die vier Sekunden von 3:31 bis 3:35. Dort hört man (wahrscheinlich) den Schlagzeuger Jarrod Montague brüllen. Ein paar Sekunden während eines Fills definieren ein ganzes Album, großartig! Warum Produzent Toby Wright und Mischer Chris Lord-Alge diesen Fauxpas nicht herausgeschnitten haben, macht deutlich, wie authentisch Taproot mittlerweile sind. Versuchten sie sich beim Vorgänger „Welcome“ noch ungelenk am AIC-Erbe, so haben sie mit dieser Scheibe eine Entwicklung abgeschlossen, bei der andere Genre-Kollegen vor Neid erblassen müssten. Sicherlich sind ihre Songs sicherer und eingängiger geworden – beim Songwriting soll sogar Billy Corgan geholfen haben –, aber am Ende des Tages sind Taproot eine der wenigen Neo-Grunge/New Metal-Kapellen, bei denen aktuelle Standards nicht cheesy rüberkommen. Ein Beispiel wäre das Ende des epischen „April Suits“. Stadion-Gesänge? Passt das? Ja, das tut es. Stephen Richards macht trotz seiner generell pessimistischen Texte nicht den Eindruck, in die Klapse zu müssen. Er spielt nicht mit der Schwere des Lebens, sondern beschreibt es. Das macht Mut. „Calling“ (die erste US-Single) und „She“ sind Beispiele, wie man trotz Tiefton-Herkunft lockere (Rock-)Songs schreiben kann, die eingängig, aber nicht aufdringlich konstruiert sind.


    Jörg Staude – 9

    weitere Platten

    Plead The Fifth

    VÖ: 14.05.2010

    Welcome

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