Gut vielleicht kamen die schon auf Stone Sour klar oder gar auf Slipknot, wenn Taylor mal schön singt, anstatt so wüst rumzubrüllen, aber nichts davon bereitet einen auf “CMFT” vor. “Black Eyes Blue” und “CMFT Must Be Stopped” sind als erste Auskopplungen schon gut gewählt, denn bis auf einen Ausreißer der Güteklasse Kuschelrocksong to end all Kuschelrocksongs (mehr dazu später) zeigen sie, in welchem Rahmen sich das hier versammelte Material bewegt. Der Quasi-Titelsong ist dabei der einzige Ausflug in Richtung Rap-Rock. Glücklicherweise, werden manche sagen, was dabei aber wichtig ist: Das ist der Schlüssel zur Platte. Denn Taylor weiß, dass er an einem Punkt ist, an dem er alles machen kann. Und kostet das voll aus. Also holt er Notizbücher aus seiner Highschool-Zeit hervor und packt minimal-metallischen Country-Rock unter die Strophen, die er damals im Englischunterricht gekritzelt hat. Zack, fertig: “HWY 666”. Die Pointe ist, dass das schon mal besser funktioniert als alles, was Volbeat in jüngster Zeit verbrochen haben. Zu “Meine Lux” erzählt der Protagonist noch so eine Geschichte: Er habe den Song im Traum während der vergangenen Slipknot-Tour gehört und fand, dass der Titel bestehend aus dem deutschen Possessivpronomen und dem Namen des Sängers von The Cramps phonetisch einfach gut klingt. Und irgendwie tut das auch der so betitelte Punkabilly-Song mit seinem wunderbar voluminösen Slap-Bass. Wer jetzt schon verwirrt ist, freut sich über die All-American-Rock-Nummer “Samantha’s Gone”, den Blues-Pop “Silverfish”, den Hardcore-Nonsens “European Tour Bus Bathroom Song” (sic!) oder “The Maria Fire”, zu dem es bitte ein Video geben soll, in dem der Sänger mit Zylinder und Gehstock die Showtreppe hinabstolziert. Und dann wäre da noch “Home”. Taylor hat sich laut eigener Aussage selbst das Klavierspielen beigebracht, um solche Lieder für seine Ehefrau spielen zu können. Wer also denkt, rührseliger als “Zzyzx Rd.” von Stone Sour kann es eigentlich nicht werden, wird mit dem ersten “uhhhh yeeaahhh” sowas von eines Besseren belehrt. “I don’t know if I can change/ I don’t know what to believe/ But I know that I can find my way if you confide in me.” Hach. In Summe ist “CMFT” also vieles, aber auf keinen Fall langweilig. Wer damit ebenso viel Spaß hat, wie es Taylor offensichtlich selbst hat, darf sich übrigens freuen: Gerüchtehalber hat er noch Material für mindestens zwei weitere Platten dieser Art auf Lager. CMFT won’t be stopped.
weitere Platten
CMF2
VÖ: 15.09.2023
CMFB...Sides (EP)
VÖ: 25.02.2022