Eingängige, jedoch nicht zu zuckrige Melodien, Gitarren, die den Weg (nach vorne, nämlich) vorgeben, eine Orgel, die galant Löcher stopft und Farbtupfer setzt, sowie ein flotter, offener und somit höchst tanzbarer Beat – es ist erstaunlich: Obwohl es im Moment keine Vorreiter-Band gibt, die mit diesem Rezept massive Erfolge einfährt, scheinen die Kapellen, auf die obige Merkmale zutreffen, wie Pilze aus dem Boden zu sprießen. Ted Leo, der früher Chisel vorstand, ist allerdings schon etwas länger dabei. Schon vor zwei Jahren erschien “The Tyranny Of Distance”, das mit intimen Geständnissen aufwartete: Punkrocker, die ihre Supertramp-Jugendsünden nicht verbrennen und verschweigen, sondern kreativ mit dieser Bürde umgehen, trifft man schließlich nicht alle Tage. “Hearts Of Oak” unterscheidet sich nun dahingehend, dass der Vorgänger mutiger und bestimmt auch eine Spur überraschender ausfiel. Sicher, die Arrangements verraten auch weiterhin, dass sich hier jemand Mühe und Gedanken gemacht hat und beispielsweise in Sachen Akkordfolge gewillt ist, neue Wege zu gehen. Indes, es nützt wenig: “Hearts Of Oak” ist nett, nicht wirklich ärgerlich, dabei aber eben auch teilweise erschreckend unspektakulär. Auf jeden Fall außergewöhnlich ist Ted Leos Stimme, die sich desöfteren in Höhenlagen begibt, wo kein Testosteron-Gras mehr wächst. Ansonsten regiert auf einer Platte, die theoretisch schillern und funkeln könnte wie blitzblanker Diamant, leider das graue Mittelmaß.
weitere Platten
The Brutalist Bricks
VÖ: 30.04.2010
Living With The Living
VÖ: 23.03.2007
Shake The Sheets
VÖ: 21.02.2005
The Tyranny Of Distance
VÖ: 15.06.2001
Tej Leo(?), Rx / Pharmacists
VÖ: 21.09.1999