0,00 EUR

Es befinden sich keine Produkte im Warenkorb.

    Telekinesis
    Telekinesis!

    VÖ: 07.08.2009 | Label: Morr/Indigo
    Text: Daniel Gerhardt

    Eine Band aus Seattle, die klingt wie von Sub Pop erfunden, aber gar nicht dort veröffentlicht. Nicht der einzige Hokuspokus, der sich um diese Milchgesichter und ihren himmelschreiend euphorischen Indierock rankt.

    Noch rätselhafter ist nämlich einmal mehr die Frage: Wie machen die das bloß? Das Energielevel so hochhalten. Immer in den zugänglichsten aller denkbaren Refrains stolpern. Das Leben lieben. Aber trotzdem nicht nerven damit. Telekinesis! haben da keine Antworten oder Probleme und unternehmen auf ihrem Debütalbum auch sonst alles Menschenmögliche, um sich das Ausrufezeichen zu ihrem Bandnamen dazuzuverdienen. Mit „Awkward Kisser“ und seinem Klimperklavier schreiben sie einen derart harmonischen Beziehungskistensong, dass sich Brian Wilson wegen seiner blumigen „Surfer Girl“-Liedchen aus den frühen 60ern vorkommen muss wie ein messerscharf analysierender Paartherapeut. „Tokyo“ beginnt wie eine von sich selbst überwältigte „Lost In Translation“-Nacherzählung, wischt aber zum Refrain jeden Melancholie-Verdacht mit einer „Alles nur geträumt“-Ausrede weg. Und „Coast Of Carolina“ schludert sowieso höchstens alibimäßig durch seine Strophen, um schließlich beim ansteckendsten unter vielen ansteckenden Refrains dieser Platte zu landen, mit dem Telekinesis! einem erfolgreich vormachen, dass es der größte Schlamassel der Welt sein kann, sich auf der falschen Seite Amerikas zu befinden. Es ist also immer wieder: der Refrain, die Königsdisziplin der Rockmusik, in der sich Telekinesis! auszeichnen und weite Teil ihrer Konkurrenz blamieren. Die weniger unmittelbaren Lieder der Band kann man deshalb vergessen – sollte man aber nicht, weil auch im Akustikgitarrenauftakt von „Great Lakes“ ein Verbrüderungsgestus steckt, um den man kaum herumkommt. Zur zweiten Strophe übernimmt dann der Bass die Melodieführung, und die E-Gitarre schrammt nur noch großzügig drüber – ein alter Trick aus der Postpunk-Schule, mit dessen Stubenhockertum und bleichgesichtiger Ernsthaftigkeit Telekinesis! aber sonst nichts zu tun haben. Stattdessen schleicht sich „Calling All Doctors“ von hinten und ganz ohne Gitarren an seinen inneren Pophit heran – und Telekinesis! stöbern bei dieser Gelegenheit noch ein bisschen im Backkatalog von Nada Surf. Da packen sie selbstverständlich alles ein, was niemand festgeschraubt hat, und kommen letztlich auch damit davon, weil sie „All of a sudden it’s the summer time“ singen und Recht damit haben.

    weitere Platten

    Effluxion

    VÖ: 22.02.2019

    Dormarion

    VÖ: 05.04.2013