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    Television Personalities
    My Dark Places

    VÖ: 24.02.2006 | Label: Domino / Rough Trade

    Der pophistorische Kontext verunsichert den Spätgeborenen: Die Sex Pistols, John Peel, Kurt Cobain, Jesus And Mary Chain, Pavement u.a. tauchen als Fans und Beeinflusste nur am Wegrand der Bandbiografie auf, um schließlich das Zeitliche zu segnen.

    Die TV Personalities haben sie alle überlebt und mit dem ersten Album seit elf Jahren einen mit Zitaten gespickten Geröllhaufen zwischen Pop, Punk und leichter Psychedelia aufgestapelt, der sekündlich in sich zusammenzufallen droht. Dan Treacy klettert auf den wankenden Turm, bastelt an Popart-Klischees und klebt die Stücke bewusst unsauber zusammen. Das Ergebnis klingt so frisch, als wäre man im Proberaum dabei. Unfertig, windschief, immer neben der Spur. “All The Young Children On Crack” wird mehrfach das Genick gebrochen und mit billigem Klebeband wieder zusammengeschustert. Handclaps, Bruch, Handclaps, ein paar Akkorde – fertig ist die erste, hinreißende Single. “She Can Stop Traffic” grinst uns mit Indiepop-Appeal entgegen, und wenn Treacy sich den Kopf zerbricht, wie “Velvet Underground” ihren Sound hinbekommen haben, dann ist er seinen Meistern schon ganz nah. Ironie, Romantik, Trauer und Humor sind die emotionalen Eckpfeiler, die aus der Baustelle ragen. Selbstverständlich strotzt “My Dark Place” nur so vor arroganter Britishness, doch wird auch eine hilflose Direktheit offenbart. Kein Skandalalbum, dafür sind heute andere zuständig.

    Oliver Schröder – 9



    Nach der Auflösung 1998 war Bandsongwriter Daniel Treacy schwer auf Betäubungsmitteln unterwegs, insofern mag dieses Album für ihn therapeutische Wirkung haben. Für den Hörer aber bewirkt “My Dark Places” das Gegenteil. Wenn man es positiv ausdrücken möchte, ist die Musik immer noch schräg und exzentrisch, allerdings meist so gewollt dilettantisch, dass es einen schüttelt. “She Can’t Stop Traffic” torkelt unrhythmisch vor sich hin, Melodien von der Kirmes im extrabilligen Keyboardsound zerren an den Nerven, die meist lethargischen Sprechvocals bewirken alptraumhafte Langeweile. Da ist kein Stachel mehr, und die Musik tut weder weh noch gut, was am Alter der Musiker und der Musikwelt liegen mag. Ende der 70er Jahre waren The Television Personalities in England in guter Gesellschaft (Pop Group, Swell Maps, Cabaret Voltaire etc.), heute sitzen sie zwischen allen Stühlen. Viele Songs, etwa “I Hope You’re Happy Now”, schielen wieder in Richtung frühe Velvet Underground, und das funktioniert einfach nicht mehr. Auch VU könnten kein “Sister Ray” mehr bringen, ohne sich der Lächerlichkeit preiszugeben. Mit “Part Time Punks” hatten Television Personalities 1978 ein furioses Statement abgegeben, zwanzig Jahre später verabschiedeten sie sich mit einem zerrissenen, verstörenden Album (“Don’t Cry It’s Only A Movie”). Sie wussten, wie man den beliebten “Kultstatus” erreicht. Mit einem Album wie diesem zerstört man ihn wieder.

    Dirk Siepe – 3

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