Temples
Exotico
Es ist ehrenwert, dass Temples nicht auf etwaige Singles geschielt haben und mit “Exotico” und dessen 16 Songs die Hörerschaft auf eine Reise schicken wollen, eine ziemlich lange sogar. Nur waren es eben in der Vergangenheit vor allem Singles wie etwa “Shelter Song”, die zwischen Neo-Psych und Retropop hängengeblieben sind. Oder anders formuliert: Auf dem vollmundigen Debüt “Sun Structures” war schon alles ausformuliert, da konnten die zwei Nachfolger “Volcano” (2016) und “Hot Motion” (2019) nicht viel hinzufügen.
“Exotico” sucht sein Heil nun auch in der Masse. Gekonnt und geschmackvoll inszeniert von Sean Ono Lennon in dessen Studio in Upstate New York und gemixt von Dave Fridmann (Beach House, The Flaming Lips) stimmen die Koordinaten. Das Album startet überzeugend mit dem pumpenden, düsteren “Liquid Air” und seinen fast sechs Minuten Länge. Der Titelsong gönnt sich die sonnige Leichtigkeit der Allah-Las, “Cicada” setzt orientalische Akzente. Später wagt das kompakte “Crystal Hall” noch mal ein wenig laute Gitarre. Dazwischen versandet das Album jedoch immer wieder im gesichtslosen Niemandsland und ist schlicht viel zu lang, wozu auch die drei Interludes beitragen. In dieser Form wird “Exotico” im Verlauf immer mehr zur klingenden, rauschenden Klangtapete, zu hübscher Oberfläche. Ein Mehr an Prägnanz und ein Weniger an Geschwurbel wären gut gewesen.
Das steckt drin: Morgan Delt, Pond, Tame Impala