Templeton Pek
Watching The World Come Undone
Text: Christian Wiensgol
Natürlich sind die drei Briten keine per se schlechte Band. Im Gegenteil: “Watching The World Come Undone” ist handwerklich nah an der Perfektion und inhaltlich auf der richtigen Seite. Auf “New Horizons” hatten wir ihnen 2015 mangelnde Einprägsamkeit vorgeworfen. Vielleicht haben sie mitgelesen, denn auf ihrem fünften Album begeben sich Templeton Pek zehn Mal auf die Suche nach dem großen Refrain. Ihre Songstrukturen legen nahe, dass sie davon ausgehen, ihn zehn Mal gefunden zu haben. Bei Stücken wie “Axis” und “The Aftermath” scheint alles um den Refrain herum nur unwichtiges Beiwerk zu sein. Das mit Hochgeschwindigkeit an alte Offspring erinnernde “Axis” kommt damit durch. Sein Refrain ist der stärkste Moment des Albums, wenngleich er mindestens einmal zu oft wiederholt wird. “The Aftermath” krankt wie viele Albumpassagen an Templeton Peks altem Problem der aufgeblasenen Melodramatik – 30 Seconds To Mars lassen grüßen. Besser machen es die Songs, die an den melodischen Hardcore oft zitierter Vorbilder wie Rise Against, Ignite oder Boysetsfire erinnern. “Nowhere To Hide” prescht als energiegeladener Opener souverän vorneweg. Mitreißende Strophe, Fäuste-reckender Refrain. Doch gegen Ende ist plötzlich die Luft raus. Die Gitarre flimmert planlos Richtung Dredg bis Frontmann Neal Mitchell mit einer beliebigen Melodie und austauschbaren Worten übernimmt. Dass er damit eigentlich einen relevanten Kommentar zur Lage Großbritanniens und der Welt schreiben wollte, ist wohl beim Wunsch, endlich mal ein Album voller Hits zu schreiben, auf der Strecke geblieben.
weitere Platten
New Horizons
VÖ: 24.07.2015
Signs
VÖ: 19.04.2013