Ein Kriegsschiff gleitet durch die Nacht, feindliche U-Boote schleichen mit tödlicher Fracht hinterher. Kanonen donnern, Torpedos zischen durch die schwarze Tiefsee. Soweit das Kopfkino im Opener von “Chain Reaction”. Der Knochenkerl auf dem Cover kämpft zwar mit anderen Waffen, aber im Kern bleiben Tenside aus Bayern der Kriegsfilm aus der Metal-Videothek. Wo “Death” noch als netter Standard durchgeht, wird es mit “Armed And Dangerous” richtig heftig. Die kehligen Kotzvocals von Daniel Kuhlemann lassen sich in dem Kontext prima aushalten, denn mit angeschrägten Powerpickings und finsteren Melodiebögen biegen Tenside gar nicht erst in die Einbahnstraße des Metalcore ab. “At The Mercy Of The Bullet” treibt den Mix aus gefälligem Hardrock und Core-Kante ins Extrem. Das klingt richtig geil und wird in “Violet World” mit Emil-Bulls-Sänger Christoph von Freydorf wiederholt. Im Tenside-Baukasten steckt aber noch mehr. “One Bullet Left” ist energietechnisch eine Thrash-Keule – auch wenn der Song es verpasst, mit einem Tritt aufs Gaspedal die Rostlaube Sepultura in den Straßengraben zu schicken. Die Kreissägen-Riffs von “Sadness I Embrace” bewegen sich nahe an den Matte-Propellern Obituary (alte Schule); in “Burning Heart” machen Tenside der Nu-Metal-Schlampe einen Antrag. Diese Band hält nichts von Abkürzungen. Lieber klappert sie alle Sehenswürdigkeiten von Hartland ab. Wer so interessiert auf Reisen geht, ist am Ende der bessere Geschichtenerzähler.
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Glamour & Gloom
VÖ: 20.03.2020