Gefangene und Zugeständnisse werden noch immer nicht gemacht. Nach der zuletzt erschienenen Single-Compilation “Bomb The Rocks” und ihrem, den Bekanntheitsgrad immens steigernden Gastspiel auf dem “Kill Bill Vol. I”-Soundtrack kommt jetzt das neue reguläre Album der drei wahrscheinlich ernsthaft verhaltensgestörten Japanerinnen. Den Hörer erwartet dabei der für die 5.6.7.8’s typisch krude Mix aus mehr oder minder leicht erkennbaren Coverversionen und Eigenkreationen. Gemein ist allen, dass sie klingen, als seien sie zunächst auf dem Dreispurgerät vom Flohmarkt aufgenommen worden, um sie danach durch den Reißwolf zu jagen – und das zur Sicherheit gleich doppelt. Das Resultat sind zwölf Trash-Perlen irgendwo zwischen den Cramps und Jerry Lee Lewis. Während die männliche Fraktion des Japan-Import-Rock’n’Rolls wie Teengenerate oder Guitar Wolf Geschwindigkeit und durchgestylter Lederjacken-Coolness Tribut zollt, erinnern die 5.6.7.8’s an einen hypernervösen Ameisenhaufen mit tief sitzender Surfgitarren-Psychose. Dick Dale lässt unverhohlen grüßen. Daneben wird aberwitzig der Rock’n’Roll und Twist der frühen fünfziger und sechziger Jahre zitiert. Bei den selbst verfassten Songs wie dem Titeltrack oder “(I’m Sorry Mama) I’m A Wild One” merkt man jedoch, dass das Trio es ernst meint. Nie war man vor falschem Pathos so sicher. Man muss einfach Spaß an diesem Album haben. Wer seine Füße hier beim Stillstehen erwischt, steckt höchstwahrscheinlich bis zu den Kniescheiben in Gips. Einziges Manko: Englisch lernen kann man mit diesem Album wohl nicht. Aber wer hatte das schon vor?
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Woo Hoo
VÖ: 26.07.2004