Schade eigentlich. Das tolle, selbstbetitelte Debüt vor rund zwei Jahren hatte alle Trademarks, die
es im neuen Jahrtausend für den kommerziellen Durchbruch braucht. Zumindest in diesem Genre, nennen
wir es “Übermut-Pop”. Zuallererst waren da zuhauf grandiose Songs Marke “Swing, Swing”, wie sie
Weezer in ihrer Verkrampftheit schon Jahre vergeblich suchen. Dennoch wurde es hierzulande nichts
mit dem Erfolg. Vielleicht auch, weil die Band selbst zu unglamourös auftritt, auf Kajal und
Hairstylisten verzichtet – und lieber ihre eigenen Songs aufhübscht. Ähnliches gilt auch für den
Zweitling “Move Along”. So manches Liedchen wäre vielleicht nur Durchschnitt, wenn da nicht der Hang
der Band zu außergewöhnlichen Intros wäre. Was vor allem beim Durchskippen der jeweils ersten
Sekunden auffällt: Fast in jedem Song stecken diese anfänglichen Aha-Effekte. Die holprigen Drums
beim Titeltrack, das schüchterne Klavierchen in “It Ends Tonight”, die Pizzicato-Streicher in
“Change Your Mind”, Handclaps in “Night Drive”, Latin-Gitarren in “Top Of The World”, der vertonte
Sonnenaufgang in “Dance Inside”. Immer sind es die ersten Sekunden, die erfolgreich um
Aufmerksamkeit heischen. Schade nur, dass die All-American Rejects diesen Schwung nicht immer in die
reguläre Spielzeit hinüberretten. Und oft vergessen, zu halten, was sie anfangs versprochen haben.
Dennoch: Bei aller Geradlinigkeit sind vor allem die Refrains sehr angenehm zu hören, auch fünf-
oder zehnmal. Weil sie merklich auf den Spaß statt aufs Bankkonto schielen. Eine erfreuliche
Einstellung, die beim Hörer ankommt. Und nächstes Mal lassen wir die Streichersippe ruhig noch ein
wenig länger im Studio verweilen, ja?
weitere Platten
Send Her To Heaven
VÖ: 16.07.2019
Kids In The Street
VÖ: 23.03.2012
When The World Comes Down
VÖ: 24.04.2009
dto.
VÖ: 08.09.2003