The Antikaroshi
L'inertie polaire
Wenn “Gravity” irgendwo zwischen Noise-Riff, nervösem Drumming und Sprechgesang das mittlerweile sechste Album des Potsdamer Trios eröffnet, stellt man sich kurz die Frage, wie die Landkarte der Rockmusik aussehen würde, wenn die Revolution des Hardcore nicht in Washington, D.C., sondern in der Mittelmark begonnen hätte.
Wie bei den Genrepionieren um Ian MacKaye und Guy Picciotto liegen auch bei The Antikaroshi das Schöne, das Anstrengende und das Merkwürdige nah beieinander. “L’inertie polaire” (sinngemäß etwa “rasender Stillstand”) könnte als Albumtitel kaum treffender gewählt sein, denn die Unstetigkeit in Bezug auf Lautstärke, Geschwindigkeit und Stil ist der Musik von The Antikaroshi inhärentes und gleichsam verbindendes Element. So versprüht etwa “Homohominilupus” erst mit flirrender Gitarrenmelodie Wonne und Glück, wird im Mittelteil mit knarzigem Bass angenehm anstrengend und brüllt einen zum Schluss mit Wut nieder.
Oder “Major Light”, das eher Fusion und Funkrock als Hardcore ist, sich aber trotzdem nahtlos zwischen den neun anderen Stücke des Album einreiht. Gerade durch die Brüche ist “L’inertie polaire” zugleich abwechslungsreich und fordernd, eher Musik für den Kopf als für die Beine. Selbst wenn man beim ersten Hören nicht hinterherkommen sollte, lohnt sich die längerfristige Auseinandersetzung.
Für Fans von: Aackr, Fugazi, Zement
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