Sicher: Die anhaltende Begeisterung für Folk, Country und Americana hat den Avett Brothers in die Karten gespielt. Nur so ist ihr Majorlabel-Vertrag zu erklären, nur so lässt sich nachvollziehen, dass dieses nostalgische, in einer vermeintlich besseren Zeit für Musik verankerte Akustikalbum in den USA unlängst bis auf Platz vier der Charts kletterte. Denn streng genommen geschieht hier nichts, was man nicht schon viele Dutzend Mal gehört hätte; nur wirkt es auf “The Carpenter” dichter, wahrhaftiger und zwingender als auf den meisten vergleichbaren Alben. Das mag an der inzwischen gesammelten Erfahrung der Avett Brothers liegen – immerhin ist das hier das siebte Album der Band innerhalb von elf Jahren. Mehr aber noch profitieren sie von ihren Erfahrungen als Menschen: Alle sind mittlerweile Familienväter, haben Dramen und Höhenflüge erlebt und verarbeiten sie zu akustischen Hymnen der Mehrstimmigkeit, die den musikinteressierten Dylan-Daddy ebenso begeistern wie den Mumford-&-Sons-infizierten Sohn. Produziert von Großmeister Rick Rubin, gelingt den Avett Brothers mit “The Carpenter” ein durch und durch reifes, abgehangenes, unaufgeregtes und doch stets einnehmendes Album voller Melodien, akustischer Instrumente und überraschender Ergänzungen wie etwa saftigen Bläsersätzen. Berührend obendrein: die direkt aus ihrem Leben gegriffenen Texte. The Avett Brothers beschreiben das Dilemma einer Depression oder die pure Glückseligkeit junger Vaterfreuden mit Worten, die man am liebsten mitschreiben und auswendig lernen möchte.