The Baptistgenerals
Jackleg Devotional To The Heart
Text: Markus Hockenbrink
Der Vogel auf dem Dach schreit schon seit Tagen ununterbrochen. Der Nachbar sagt, dass gerade Paarungszeit sei und das so lange gehe, bis ein Weibchen sich seiner erbarmt und sozusagen Vogelhochzeit gefeiert werde. Rumfliegen und suchen würde mehr Sinn machen, aber diese Viecher sind stur. Während entnervte Menschen darauf warten, dass die Liebe ins Tierreich einzieht, könnten sie genauso gut The Baptist Generals hören, das erklärt nämlich so einiges. Die Generals bestehen im Wesentlichen aus Songwriter Chris Flemmons, der eine dieser brüchigen Nebelkrähenstimmen hat, mit denen man nicht lügen kann oder zumindest selten dabei erwischt wird. Flemmons ist außerdem ein alter Hase, der unpeinlich über Liebe singt, wobei seine fatalistische Sicht darauf die Dinge natürlich auch vereinfacht. Von den üblichen Ausprägungen solcher Gefühle ist das Album dabei weit entfernt. Genau wie der Plattentitel bleibt die Bedeutung der Texte meistens rätselhaft, der aufgekratzte Tonfall verrät allerdings bei aller Dringlichkeit, dass Flemmons die nächste Trennung wohl überleben wird. Sowohl die sperrigeren Songs als auch die überraschend zärtlichen Momente (“Snow On The FM, My O My”) sind von einem Minimalismus geprägt, der hier gleichzeitig auch grandios wirkt. Die erste Version des Albums hatte der Sänger vor fünf Jahren noch weggeschmissen, weil sie ihm zu generisch klang, diese Gefahr ist jetzt gebannt. In ihrer eigenen windschiefen Welt sind The Baptist Generals Rabe und Vogelscheuche in einem.