Erster Irrtum: The Bear Quartet sind gar kein Quartett, dafür zählen die Schweden einen Kopf zu viel. Zweiter Irrtum: Diese Jungs sind nicht neu auf der Bildfläche, sondern schon seit 1989 aktiv – obwohl hierzulande selbst tiefwühlende Postrock-Trüffelschweine bislang nur selten auf sie getroffen sind. Dritter Irrtum: Im Gegensatz zu einem Tier, das sich häutet und dabei seine Gestalt behält, erkennt man diese Im-weiteren-Sinne-Rockband nach der jüngsten stilistischen Schälung kaum wieder. Vierter und aktueller Irrtum: Die schiefe Orgel, die durch den ersten Song You You You You You You trudelt, ist gar nicht als höfliche Begrüßung gedacht. Sie ist gekommen, um zu bleiben. Später zwitschert und pocht sie, gluckert, vibriert oder weist den Weg in orientalische Gefilde. So wird Were Not Gonna Make It zu einer fiebrigen Fata Morgana von einem Post-Something-Song, in dem die Band über Tonleitern und Takte taumelt, abrupt explodiert und schließlich ins Koma fällt.
Fist Or Hand fühlt sich dagegen an wie ein besoffener Spaziergang über den Rummelplatz. Two Losers bricht unter dem Kreischen widerspenstiger Gitarren zusammen, rappelt sich mit holpernden Drums auf, um erneut mit viel Noise auf den Schultern in die Knie zu gehen. Schnell wird klar: Mit Monty Python erfinden sich The Bear Quartet neu, zum 15. Mal. Mit jedem Album beginnen sie bei Nullkommanull. Der gefühlte Krautrock des 2009er-Albums 89 ist längst Geschichte. Womit wir zum letzten Irrtum kommen: Beim Blick zurück sehen The Bear Quartet nicht, woher sie kommen. Sie sehen, wohin sie nie mehr möchten.
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89
VÖ: 15.01.2010