Konnte man sich den verschwitzten Kellerclub früher zumindest noch herbeifantasieren, fällt das jetzt schon viel schwerer. Zumindest besteht kein Zweifel mehr, wo die Band hin will. Nur über den richtigen Weg scheinen sich die Mitglieder uneins zu sein. Dabei ist mit Lisa Kekaula eine wahre Granate mit an Bord. Als Soul- und Rockröhre stiehlt sie dem Rest der Band im positiven Sinne allein durch ihre Anwesenheit die Show. Mit einem Stimmvolumen zwischen Aretha Franklin und Tina Turner könnte sie mit den richtigen Songs im Rücken nicht nur auf der Bühne explodieren, sondern auch ein paar längst überfällige, verkrustete Musikkategorien einreißen. Das Gegenteil ist hier der Fall. Anstatt allzu konservativen Vertretern der Rockgeschichte frech ans Bein zu pissen, hangelt sich die Band von einem Klischee zum nächsten. The Bellrays machen Spaß, keine Frage. Schnell schal wird das Soulrock-Gemisch aber, sobald der Fuß vom Gaspedal genommen wird. Dann offenbart sich, wie wenig Originalität “Black Lightning” tatsächlich zu bieten hat. “Sun Comes Down” ordnet zum Beispiel die Elemente von “Papa Was A Rolling Stone” einfach etwas anders an, bleibt aber ansonsten fast der gleiche Song. “Anymore” wagt einen öden Ausflug in Richtung Pop. Schade, wenn sich eine derartig kraftvolle Konstellation selbst zum RocknRoll-Ramschladen degradiert und anscheinend keine höheren Ziele hat, als mit Beinahe-Coversongs die ewig gestrigen Erwartungen von Sex, Drogen und Motoröl zu erfüllen. Es fehlt der Mut zur Gefahr.
weitere Platten
Have A Little Faith
VÖ: 07.07.2006
The Red, White & Black
VÖ: 17.01.2005