The Bewitched Hands
Vampiric Way
Text: Oliver Uschmann
Zum Gesamtwerk gehört nun mal auch das Artwork, und das führt einen hier ebenso auf die falsche Fährte wie die ersten Sekunden des Albums, nach deren finsterem Kirchenorgel-Intro man ohne Zweifel einen brutalen Sludge-, Doom- oder Proto-Metal-Ausbruch erwartet. Stattdessen: Pop, wie er in den 60ern geschrieben wurde, als die Beatles zum Guru in den Ashram gingen und Mutti in der Küche mit der orange-braunen Rautentapete heimlich LSD-Kekse backte. “Vampiric Way” hat die Beach Boys im Gepäck und weibliche Chöre, zu denen der Dude aus “Big Lewbowski” bei seinen Vaginalangstträumen im Bademantel durch die Gegend fliegt. Es ist beschwingt und spielfreudig. Es klingt nicht nach Männern in Roben, die im Schwarzlicht leuchten und sich das Bein abschneiden und davon abbeißen, wie es in einem Kurzclip zur Platte zu sehen ist und bei Bewitched-Hands-Konzerten auch als Gruselshow im Hintergrund passiert. Insofern ist das Cover kein Versehen, sondern Konzeptkunst, und zum blutigen Messer singen weibliche Chöre in einer Klarheit und Penetranz, dass man in guten Momenten an Tilly And The Wall und in schlechten an den evangelischen Kirchentag denkt. Nur, dass dort kein Schwarzlichtgemetzel stattfindet. Zu weiten Teilen suhlt sich die Band federleicht und hüfthoch schwebend in der Psychedelik, doch sie zerfranst die Strukturen nie. Jedem Song ist zu folgen. “Words Can Let You Down” ist nicht der beste, setzt sich aber als Ohrwurm fest. Boss ist der beste und bleibt als wohliges Gefühl, dass The Bewitched Hands die Essenz der 80er beiläufig auf gut drei Minuten gerettet haben.
weitere Platten
Birds & Drums
VÖ: 19.11.2010