The Black Angels
Wilderness Of Mirrors
Text: Julia Köhler
“Wilderness Of Mirrors” ist auch deshalb so gelungen, weil man sich die Songs allesamt auch einzeln als Singles in einer eingestaubten Jukebox in der Kneipe nebenan vorstellen könnte. Bei den geradlinigen, pochenden Riffs von “History Of The Future” könnte man dazu noch bedenkenlos den Bierhumpen schwenken, spätestens bei “Empires Falling” reißt der bedrohliche Unterton der Texaner:innen einem aber den Boden unter den Füßen weg. Man merkt der sechsten Platte der Band an, dass sie unter den Eindrücken der sich verschärfenden Klimakrise entstanden ist, die Atmosphäre ist jedoch nie dezidiert deprimiert. Viel mehr löst sie sich zwischen 60’s French-Pop-Hommage (“Firefly”), Gesellschaftskritik im Satzgesang (“La Pared (Govt. Wall Blues)”) und von Orgeln getragener Sanftmut (“Here & Now”) auf. Das ist vielleicht der größte Trick dieses Albums: The Black Angels präsentieren sich gleichermaßen als Hypnotiseur:innen mit Händchen fürs behagliche Einlullen wie auch als Sprachrohre für Natur, Gesellschaft, Persönlichkeit und all deren Abgründe. Dass der Closer “Suffocation” mit einem Sieg der Dunkelheit endet, ist deswegen natürlich bedauerlich. Nach den 15 multidimensionalen, ausufernden und teils fordernden Stücken scheint dieses Finale aber auch wie das einzig sinnvolle. Übrig bleibt ein Vakuum, das zum Grübeln auffordert.
weitere Platten
Death Song
VÖ: 21.04.2017
Indigo Meadow
VÖ: 05.04.2013
Phosphene Dream
VÖ: 17.09.2010
Directions To See A Ghost
VÖ: 16.05.2008
Passover
VÖ: 06.10.2006