The Black Keys
Let's Rock
Text: Christian Steinbrink | Erschienen in: VISIONS Nr. 316
Wahrer Rock ist eben simpel. Rock’n’Roll ist derart alt, dass es schon eine besondere Gabe braucht, um ihn wieder jung und vital klingen zu lassen. Dabei hilft es auch nichts, ihn mit trendy Geläut einzudecken – es geht nur mit einem Talent, das nur wenige Künstler besitzen. Die Black Keys haben es, das beweist “Let’s Rock” einmal mehr. Der Ansatz des seit einiger Zeit in Nashville, Tennessee residierenden Duos ist dabei so einfach wie eh und je: Zentral gehören die Gitarren, das Schlagzeug und eine knackige Analogproduktion dazu – in genau dieser Reihenfolge. Besondere Schnörkel oder Verrenkungen besitzen weder das Songwriting noch die Arrangements. Die Einzelteile dieser Musik sind altbekannt und wurden von Generationen von Musikern ge- und missbraucht, und doch gibt es kaum jemanden, der den Vibe des Rhythm & Blues derart lebendig entfachen kann wie Dan Auerbach und Patrick Carney. Im Kontext ihrer Diskographie geht “Let’s Rock” gerade im Vergleich zur 2014er-LP “Turn Blue” ein Stück zurück in die erdige Historie des Genres. Die süßlich-soulige Stimmung, mit der der Vorgänger punkten konnte, wird wieder von einem etwas raueren Anstrich überdeckt. Trotzdem beweisen die Black Keys abermals die Klasse, nie wirklich wüst oder roh werden zu müssen, um Dynamik auszustrahlen. Es gibt keine brachialen Gitarreneffekte, und Auerbachs sanfte Stimme bricht nie schrill oder bedrohlich aus. Stattdessen spielt die Band mit einem unwiderstehlich slicken, schneidigen Drive wieder eine ihrer ureigenen Qualitäten gekonnt aus: Dezente Gitarrenattacken laufen ineinander, ergänzen sich perfekt und werden von Carneys schroff akzentuiertem Schlagzeugspiel wirkungsvoll unterstützt. Man merkt dem neunten Album der Band durchaus die gewachsene Erfahrung und Souveränität ihrer Erschaffer an, und das wirkt in diesem Fall ausnahmsweise nicht einschläfernd routiniert – im Gegenteil. Auch wenn die Black Keys mittlerweile auf einige Karrierehöhepunkte zurückblicken können und in ihrer Frühphase sicher etwas enthusiastischer klangen, erreichen sie mit “Let’s Rock” ein weiteres Mal einen Gipfel ihrer Kreativität. Nicht nur wegen ausgewiesener musikalischer Fähigkeiten, sondern vor allem, weil sie sich ihre Empfindsamkeit für die Seele des Rock erhalten haben. Gerade in diesem Punkt gibt es unter den Granden des Geschäfts mit den harten Gitarren eine Reihe von Negativbeispielen.
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