The Black Keys
Ohio Players
Text: Jan Schwarzkamp | Erschienen in: VISIONS Nr. 373
Pun intended: Die “Ohio Players” sind natürlich Dan Auerbach und Patrick Carney. Denn sie kommen aus Ohio. Aus Akron, um genau zu sein. Und dann gibt es die Ohio Players, eine Funk-Soul-Band aus Dayton, Ohio, die seit 1959 aktiv ist. Der Plattentitel ist also ein kleiner Musikerwitz, weil Auerbach und Carney Typen mit Humor sind. Das beweist schon das ganze Vorab-Promo-Gedöns, bei dem die zwei unter anderem in einem Bowling Center abhängen, wie sich auch auf dem Cover sehen lässt.
Dahinter stecken 14 Songs, für die das Duo sich zur Big Band vergrößert hat. Denn die Black Keys sind längst mehr als die Summe aus eins und eins. Warum also nicht das Rolodex bemühen und ein paar Nummern wählen. Etwa die von Beck Hansen, der gleich bei sieben Songs mitmischt, darunter beim Instant-Hit “Beautiful People (Stay High)” mit seinen Handclaps. Das passt schon gut. Auch, dass Daniel „Dan The Automator“ Nakamura dabei ist. Die wirkliche Überraschung liegt aber woanders. Etwa beim wunderschönen, breit und harmonisch arrangierten “On The Game”, das The Black Keys mit Noel Gallagher geschrieben haben. Gallagher darf direkt für das eher Beat-getriebene “Only Love Matters” bleiben und taucht auf der zweiten Seite der Platte auf “You’ll Pay” noch mal auf. Mit dem wunderschönen Liebeslied “I Forgot To Be Your Lover” verbeugen sie sich vor Soul-Crooner William Bell, denn die Black Keys sind immer schon Traditionalisten gewesen. Mit Greg „Oblivion“ Cartwright und den Gabbard-Brüdern von den Buffalo Killers eröffnen sie die B-Seite des Albums mit “Please Me (Till I’m Satisfied)” mit einem satten Fuzz-Rocker. Und wenn bei “Candy And Her Friends” Lil Noid mitrappt und bei “Paper Crown” Beck und Juicy J sich das Mikro schnappen, dann ist ihr grandioses Seitenprojekt Blakroc nicht weit.
Die Abwechslung sorgt für Kurzweil, als hätte man sich auf eine Rarities-Compilation der Black Keys verirrt. Es macht Spaß, der Band zuzuhören, wie sie sich austobt, in “Live Till I Die” episch und irgendwie psychedelisch klingt, in “Read Em And Weep” Western- und Surf-Sounds heraufbeschwört. “Fever Tree” ist dann wieder so ein Song kurz vor Ende, der klingt, als hätte Beck ihn von seinem 2008er Album “Modern Guilt” aufbewahrt. Blues und Pop und Roots und Rap und Soul sind selten so stimmig und wohlklingend Hand in Hand gegangen. Wenn diese Songs – und es wäre nicht zum ersten Mal bei The Black Keys der Fall – demnächst wieder Werbespots und Videogames untermalen, dann sei es ihnen gegönnt.
Das steckt drin: Beck, Blakroc, Noel Gallagher
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