Das Debüt in VISIONS 139 zur Schönheit der Ausgabe gekürt, stellte Falk Albrecht fest, dass The Bled
mit ihrer gelungenen Melange aus Metalcore und Emo das Potenzial besäßen, um an die Spitze des
Genres zu gelangen – vorausgesetzt, man würde das Repertoire beim nächsten Album abwechslungsreicher
gestalten. Gesagt, getan. Das Quintett aus Arizona hat bei “Found In The Flood” alles auf eine Karte
gesetzt: Die neue Labelheimat Vagrant (From Autumn To Ashes, Emanuel) und Starproduzent Mark
Trombino (Jimmy Eat World, Blink 182) bildeten schon eine vielversprechende Basis. Darüber hinaus
war Kreischhals James Munoz fleißig beim Gesangsunterricht, und auch die Kollegen scheinen sich mit
dem ein oder anderen Rock-Exkurs weitergebildet zu haben. So fällt bei den ersten Hördurchgängen
auf, dass die Arrangements komplexer und die Musik schlechter kategorisierbarer geworden ist. Was
eigentlich nichts Schlechtes bedeuten kann. Und doch will alles nicht zusammenpassen. Zu oft wirken
Songteile deplaziert, zu oft werden gelungene Abschnitte (statt ‘gelungen’ könnte man auch
‘gesungen’ sagen) abrupt durch dissonantes Riffgewitter beendet und verflachen in technisch
anspruchsvoller Kraftmeierei. Ein stimmiger Gesamteindruck wird so verhindert und das eingangs
zitierte Klassenziel verfehlt. Eine Platte wie manche Szenen bei David Lynch: verstörend schöne
Momentaufnahmen, zerrissen von ständig wiederkehrender, sinnloser Brutalität. Zurück bleibt
Zwiespalt.