Aber bitte: Der Mensch denkt, die Redaktion lenkt. Und so sitze ich hier, drei Tage hinter der Deadline, und kaue an den Fingernägeln. Nico? Oje, dieses ewig monotone Geseier, Lou Reed, der unsympathischste Langweiler der Popgeschichte. Warum nimmt sich eine Band nur solche Vorbilder?
The Blue Angel Lounge tun das.
Ab hier wird die Sache interessant. Denn es ist eine Sache, den ödesten Mist der Warhol-Ära zu reproduzieren, eine andere, sein eigenes Ding daraus zu machen. Bei aller Kniefälligkeit setzen The Blue Angel Lounge doch eigene Akzente. Die transparente Soundästhetik, die genaue Trennung der Instrumentenräume und eine klare Songstruktur halten die Spannung aufrecht. Geschuldet ist die durchdachte Struktur von Narcotica zu einem nicht geringen Teil der Produktion von Anton Newcombe, der mit The Brian Jonestown Massacre die neuere Geschichte der Psychedelia maßgeblich beeinflussen konnte.
Prompt klingen im Sound der Blue Angel Lounge Echos von The Jesus And Mary Chain durch, und eine Wall Of Sound baut sich hier und da auch mal richtig aggressiv auf, um weiten Instrumentalflächen und überlegt gesetzten Synthesizern Raum zu bieten. Am Ende überwiegt der Eindruck, dass sich diese Band relativ zielsicher einer eigenen Sprache bemächtigt, deren erste Laute zwar in den Space-Echos der 70er verhallt sind, deren Vokabular sich jedoch heute auch im New Wave der 80er und der Neo-Psychedelia der 90er bedient. Das Album darum berauschend zu nennen, wäre platt und deplatziert. Viel besser: Man kann auch ohne Drogen Spaß damit haben.