In den 90ern hat es um den idyllischen Marktplatz der mittelschwedischen Punk-Hochburg nur so geraucht, als Bands wie Millencolin oder die Peepshows zum internationalen Rundumschlag ausholten und Labels wie Burning Heart alles signten, was nicht bei Drei aus Miniramp und Halfpipe geflogen war. Und heute? Heute erinnern uns Bands wie The Boatsmen daran, dass es ihn tatsächlich gibt, diesen einen Ort auf der Welt, an dem scheinbar die Zeit stehen geblieben ist. Örebro, eine 100.000 Seelen-Idylle zwischen Stockholm und Oslo, eine Stadt, die ein wichtiges Kapitel schwedischer Punk-Geschichte geschrieben und in der Nina Persson die Schulbank gedrückt hat. Aber da leben? Nein, danke. So nostalgisch kann man gar nicht sein, als dass man mit dem scheppernden Punkrock der Boatsmen zurückreisen möchte in eine Ära, als Kickass-Rock skandinavischer Bauart noch allabendlich hunderte Speckjackenträger in die Clubs Europas schwemmte, vereint in der Sehnsucht nach Lärm und Schnaps. Zugegeben, auch heute kitzeln Songs wie “Black Box” oder “Sprinkles” noch ganz geil an den Synapsen von Hellacopters-, Billy-Bragg- oder The-Damned-Fans, aber irgendwie zieht mit den zwölf Songs der Boatsmen nicht genug Sturm auf, als dass der alte Kutter noch mal einen Ausritt wagen würde. Der Band selbst ist das egal. Sie fegt durch die Clubs, als hätte sie Punk gestern erst erfunden, so wie die acht Dutzend Musikergenerationen vor ihr auch, wofür wir dem bärtigen Ensemble Respekt und ein paar aufmunternde Worte mit auf den Weg geben, auf dass es auch morgen noch eine schöne Welle macht. Denn wer Skaten kann, für den ist Surfen ein Kinderspiel.